26. Kapitel

Der Baum hat viele Blüten, aber alle kommen nicht zur Vollendung. Ebenso gibt es viele tugendhafte Taten, aber doch verdienen nicht alle himmlischen Lohn, sofern sie nicht mit Klugheit geschehen. Denn fasten, beten und Plätze der Heiligen zu besuchen, das sind tugendhafte Taten, aber wenn sie nicht mit der Gesinnung getan werden, dass der Mensch glaubt, mit seiner Demut in den Himmel zu kommen und sich alles in allem für einen unnützigen Diener hält und Klugheit in allem hat, was er tut, so haben sie wenig Wert für die Ewigkeit.

Stell dir zwei Männer vor. Der eine steht unter Gehorsam, der andere hat seinen freien Willen. Wenn der, der frei ist, fastet, wird er einen einfachen Lohn empfangen. Aber wenn der, der unter Gehorsam steht, an einem Fastentage nach der Verordnung der Regel Fleisch isst, aber auf Grund des Gehorsams doch lieber fasten sollte, sofern die Gehorsamspflicht nicht dagegen spricht, so soll dieser doppelten Lohn empfangen, einen für seinen Gehorsam und einen dafür, dass er auf seinen eigenen Wunsch verzichtet und seinen Willen nicht erfüllt bekam.

Deshalb solltest du wie eine Braut sein, die das Hochzeitshaus in Ordnung bringt, ehe der Bräutigam kommt; zweitens sollst du sein wie eine Mutter, die die Kleider fertig macht, ehe das Kind geboren wird; drittens wie ein Baum, der Blüten trägt, bevor die Früchte kommen; viertens wie ein reines Gefäß, das ordentlich geputzt wird, bevor der Trank eingegossen wird, um ihn aufzunehmen.“