Zehnte Offenbarung im Buch der Fragen

Der Sohn (Jesus Christus) spricht zur Braut: „Sei nicht bekümmert, wenn ich ein Wort dunkler, ein anderes leichter verständlich rede, oder wenn ich nun sage, jemand sei mein Diener, Sohn oder Freund, und es sich dann erweist, dass er es nicht ist – denn meine Worte können auf verschiedene Art gedeutet werden.
Ich sagte dir z.B. von einem, dass seine Hand sein Tod sein würde, und von einem anderen, dass er nicht mehr an meinen Tisch treten sollte. So etwas wird entweder deshalb gesagt, dass ich dir später zeigen werde, warum ich so gesprochen habe, oder deshalb, damit du tatsächlich das Ende der Wahrheit zu sehen bekommst, wie es diese beiden betrifft.

Manchmal sage ich etwas auf dunkle Weise, damit du dich fürchten und freuen sollst: Dich fürchten, dass es auf Grund meiner göttlichen Geduld, die die Veränderungen der Herzen kennt, auch anders gehen kann, und dich freuen, dass mein Wille immer in Erfüllung geht. Auch im alten Gesetz habe ich vieles gesagt, das eher geistig als leiblich erfasst werden müsste (so wie über den Tempel, über David und Jerusalem), damit die fleischlichen Menschen lernen sollten, das Geistliche zu ersehnen.
Denn um die Standhaftigkeit und Gewissenhaftigkeit meiner Freunde zu prüfen, habe ich vieles gesagt und versprochen, was nach den verschiedenartigen Wirkungen meines Geistes von Guten und Bösen verschieden verstanden werden kann, und ich habe das auch getan, damit alle in ihren verschiedenen Stellungen etwas davon haben sollen, wodurch sie von mir geschult, erprobt und unterwiesen werden können.

Dass manches auf dunkle Weise gesagt worden ist, das liegt an meiner Gerechtigkeit, die wollte, dass mein Ratschluß verborgen sei, und dass jeder meine Gnade geduldig erwarten soll. Wenn mein Ratschluß immer mit einer bestimmten Zeitangabe angedeutet würde, würden ja alle in ihrem Warten ermüden. Vieles habe ich auch versprochen, was wegen der Undankbarkeit der Menschen nicht eingehalten wurde, und vieles ist in leiblicher Weise gesagt, was geistig in Erfüllung gehen sollte, z.B. das über Jerusalem und Zion. Die Juden sind ja, wie geschrieben steht, das blinde und taube Volk des Herrn.