Achte Offenbarung im Buch der Fragen

Dieser Mann sang: Erlöse mich, Herr von bösen Menschen! Diese Stimme ist in meinen Ohren wie der Laut von zwei Steinen, die zusammengeschlagen werden. Sein Herz ruft zu mir, wie mit drei Stimmen. Die erste sagte: „Ich will meinen Willen in meiner Hand haben, schlafen, aufstehen und angenehme Dinge sprechen. Ich will der Natur geben, was sie begehrt, und ich will Geld in der Tasche und weiche Kleider am Körper haben. Wenn ich das und anderes habe, meine ich, dass es größeres Glück bringt, als alle geistlichen Gaben und Tugenden der Seele.“

Die andere Stimme lautet so: „Der Tod ist nicht allzu schwer, und das Gericht ist nicht so streng, wie es geschrieben steht; Gott droht mit strengen Dingen, damit wir uns in Acht nehmen sollen, aber er ist so barmherzig, dass er es nicht durchführt. Wenn ich nur meinen Willen in diesem Leben bekomme, so mag es im Kommenden Leben mit der Seele gehen, wie es will.“

Die dritte Stimme lautet so: „Gott hätte den Menschen nicht erlöst, wenn er ihm nicht das Himmlische geben wollte; er hätte nicht gelitten, wenn er uns nicht zurück zum himmlischen Vaterland führen wollte. Warum hat er eigentlich gelitten, und wer hat ihn dazu gezwungen? Aber was die himmlischen Dinge angeht, so habe ich nur vom Hörensagen davon Kenntnis, und wie weit man Glauben an die Schriften setzen soll, weiß ich nicht. Doch würde ich, wenn ich nur meinen Willen haben darf, gern das Himmelreich dafür eintauschen.“

Sieh, so ist sein Wille. Daher klingt er wie der Laut von zusammengeschlagenen Steinen in meinen Ohren. Aber ich antworte dir auf die erste Stimme: „O Freund, dein Weg führt nicht zum Himmel, und das Leiden meiner Liebe entspricht nicht deinem Geschmack. Daher steht dir die Hölle offen, und da du das Niedrige und Irdische liebst, wirst du zur Hölle gehen.“ Auf die zweite Stimme antworte ich: „Mein Sohn, der Tod wird für dich hart werden, das Gericht unerträglich und die Flucht unmöglich, falls du dich nicht besserst.“

Auf die dritte Frage antworte ich: „Bruder, alle meine Werke tat ich aus Liebe, damit du mir gleich werden und dich zu mir zurückwenden sollst. Aber jetzt sind meine Werke in dir tot, meine Worte schwer erträglich, und mein Weg vergessen. Daher steht dir Strafe und die Gesellschaft der Teufel bevor, denn du kehrst mir den Rücken zu, trittst die Zeichen meiner Demut unter die Füße und gibst nicht darauf Acht, wie ich vor dir und um deinetwillen am Kreuze hing.

Auf dreifache Weise hing ich da für dich. Erstens als ein Mann, dessen Auge von einem Messer durchstoßen war. Zweitens wie ein Mann, dessen Herz von einem Schwert durchbohrt wurde. Drittens wie ein Mann, dem alle Glieder vor Schreck vor dem bevorstehenden Leiden zitterten. Mein Leiden war für mich bitterer, als ein Stich ins Auge, doch hielt ich es aus Liebe aus. Der Schmerz meiner Mutter rührte mein Herz noch mehr als mein eigener, doch ertrug ich ihn. Mein ganzes Innere und Äußere zitterte schon lange vor dem drohenden Leiden und dem Schmerz. Doch unterließ ich es nicht und schreckte nicht davor zurück. So hing ich für dich am Kreuz. Aber du vergisst und verachtest alles zusammen. Daher wirst du wie ein totgeborenes Kind und wie ein menstruationsbeflecktes Tuch weggeworfen werden.