32. Kapitel

Christus sprach zur Braut und sagte unter anderem: „Hör zu, meine Braut! Du sollst wissen, dass der Stand der Laien in aller Zeit wohl eingerichtet war. Denn manche von ihnen bestellten das Land und betrieben fleißig den Ackerbau. Andere segelten auf Schiffen und brachten Handelswaren in andere Länder, damit die Fruchtbarkeit des einen Landes der Armut des anderen zu Hilfe kommen solle. Andere betrieben ein Handwerk und manche Arten von Kunstgewerbe.

Unter diesen Menschen gab es manche, die Verteidiger des Glaubens und meiner Kirche waren; sie werden nun „Ritter“ oder „Schildknappen“ genannt. Sie griffen zu den Waffen, um die heilige Kirche und den Glauben zu rächen und seine Feinde zu besiegen. Unter diesen Rittern gab es einen guten Mann und Freund von mir, der bei sich dachte: „Ich bestelle nicht das Land wie ein Bauer, ich fahre auch nicht über die Wogen des Meeres wie ein Kaufmann oder betreibe ein Handwerk wie ein tüchtiger Arbeiter. Was soll ich da machen? Mit welchen Taten kann ich das Wohlgefallen meines Gottes gewinnen? Ich tauge auch nicht zu kirchlicher Arbeit. Mein Körper ist zu schwach und zart, um Wunden zu ertragen, meine Hände sind zu schwach, um Feinde zu erschlagen, und mein Sinn ist zu träge, um über das Himmlische nachzudenken. Was soll ich da unternehmen?

Ja, ich weiß, was ich tun werde. Ich will aufstehen und mich mit einem festen Eid verpflichten, unter einem weltlichen Fürsten den Glauben der heiligen Kirche mit meinen Kräften und meinem Blut zu verteidigen.“ Als dieser Freund von mir zu seinem Fürsten oder König kam, sagte er: „Herr, ich gehöre zu den Verteidigern der Kirche. Mein Leib ist zu zart, um Wunden zu ertragen, meine Hände sind zu schwach, um zuzuschlagen, mein Sinn ist zu unstet, an das Gute und an Arbeit zu denken. Mein eigener Wille gefällt mir. Mein Ruhebedürfnis hindert mich, Gottes Haus mannhaft aufrecht zu erhalten.

Daher verpflichte ich mich durch öffentlichen Eid, der heiligen Kirche und dir, o Fürst, zu gehorchen, und diesen Gehorsam alle Tage meines Lebens verteidigen. Wenn der Drang und Wille vielleicht träge sein sollten, wenn es gilt zu kämpfen, so bin ich durch den Eid gebunden und kann dadurch gezwungen werden, mich anzustrengen.“ Der Fürst erwiderte ihm: „Ich werde mit dir zum Haus des Herrn gehen, und ich werde deinen Eid und dein Versprechen bestätigen.“

Als sie nun beide an meinen Altar kamen, beugte mein Freund die Knie vor meinem Altar und sagte: „Ich bin allzu schwach in meinem Fleisch, um Wunden zu ertragen, mein eigener Wille ist mir allzu lieb, meine Hände sind zu matt, um Anstrengungen zu ertragen. Daher gelobe ich Gott und dir, der das Haupt ist, nun Gehorsam, dass ich mich eidlich streng verpflichte, die heilige Kirche gegen ihre Feinde zu verteidigen, Gottes Freunde zu unterstützen, Witwen, vaterlosen Kindern und Gottes Getreuen Gutes zu tun und nie etwas gegen Gottes Kirche und ihren Glauben zu unternehmen.

Außerdem verpflichte ich mich, von dir Korrekturen anzunehmen, wenn es passieren sollte, dass ich einen Fehler begehe. Wenn ich zum Gehorsam verpflichtet bin, kann ich mich umso besser vor Sünden und dem eigenen Willen in Acht nehmen und umso leichter und eifriger Gottes Willen und den deinen erfüllen. Ich weiß, dass ich verwerflicher und verächtlicher bin als andere, wenn ich den Gehorsam verletze und mich erdreiste, deine Gebote zu übertreten.“
Nachdem er das Gelübde abgelegt hatte, stellte ihm der weise, umsichtige Fürst eine Tracht für ihn her, die sich von anderen weltlichen Trachten unterschied – zum Zeichen dafür, dass er den eigenen Willen aufgegeben hatte, und dass er wissen sollte, dass er einen Vorgesetzten hätte, dem er gehorchen sollte.

Der Fürst gab ihm auch ein Schwert in die Hand und sagte: „Mit diesem Schwert sollst du Gottes Feinde töten und zunichte machen. „Er gab ihm auch einen Schild an den Arm und sagte: „Mit diesem Schild sollst du dich gegen Pfeile der Feinde verteidigen und ihre Angriffe geduldig ertragen, so dass der Schild eher zerbricht, als dass du die Flucht ergreifst.“ Dieser Freund von mir versprach im Beisein meines Priesters, der zuhörte, all dies treulich einzuhalten.

Nachdem er das Gelübde abgelegt hatte, reichte ihm der Priester (in der Kommunion) zur Stärkung und zur Stütze meinen Leib, so dass mein Freund, durch meinen Leib mit mir vereint, sich nie mehr von mir trennen würde. – So war mein Freund Georg und viele andere. So müssen auch die Ritter sein, die den Namen „Ritter“ für ihre Würde, ihre Tracht, ihre Wirksamkeit und für ihre Verteidigung des heiligen Glaubens haben müssen.

Aber nun höre, meine Braut, was meine Feinde, im Kampf gegen das tun, was meine Freunde früher taten! Die Ritter, die meine Waffen trugen, waren bereit, das Leben für die Gerechtigkeit zu opfern und ihr Blut für den heiligen Glauben zu vergießen. Sie verhalfen den Bedürftigen zu ihrem Recht und unterwarfen und demütigten die Bösen. Aber höre nun, wie sie abgefallen sind! Es gefiel ihnen mehr, in einem Krieg der Hoffart, der Gewinnsucht und des Neids nach den Eingebungen des Teufels zu sterben, als nach meinen Geboten zu leben und so die ewige Freude zu erlangen.

Alle Ritter, die mit einem solchen Willen sterben, sollen vom Gericht der göttlichen Gerechtigkeit diesen Lohn erhalten, dass sie ihre Seelen auf ewig dem Teufel anheim fallen. Die dagegen, die wir dienen, werden bei der himmlischen Heerschar ewigen Lohn erhalten.

Diese Worte habe ich, Jesus Christus, gesprochen – ich, der wahrer Gott und Mensch bin, ein einziger, ewiger Gott mit dem Vater und dem Heiligen Geist.“