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Die siebenjährige Helena, Tochter von Lars Toresson von Karby gård Kreis Pedersöre, Stift Åbo, ging am Montag nach der Eriksmesse in den dichten, öden Wald hinaus, der den Hof ihres Vaters umgibt, und dort irrte sie zehn Tage lang ohne Essen hin und her, hielt sich unter wilden Tieren wie Bären, Wölfen, verschiedenen Arten von Schlangen und den vielen anderen Tieren auf, die es dort gibt, und lag auch nachts über bei ihnen.

Der Vater mit einer großen Schar von Nachbarn suchten sie lange, fanden sie aber nicht und hörten schließlich auf, ermüdet von der vergeblichen und erfolglosen Arbeit, Nachher, als ein paar Tage vergangen waren, leistete er ein Gelübde für eine Wallfahrt für seine verlorene Tochter, wenn er sie lebend finden könnte.
Und am folgenden Tage, d.h. Mittwoch nächster Woche, fand das Mädchen ein Stück Vieh, das getrennt von seiner Herde in der Einöde umherstreifte – diesem Tier folgte sie und kehrte so am zehnten Tage nach dem Weglaufen in ihr Vaterhaus zurück. Auf die Frage, wie sie so lange ohne Essen hätte leben können, antwortete sie, dass sie in diesen Tagen keinen Hunger verspürt hätte, ehe sie wieder den Hof erreichte.

O ehrwürdige Frau (Birgitta), du wahre Zuflucht der Menschen in Not, nun habe ich in Wahrheit erfahren, dass du eine wirklich barmherzige Gesinnung hast, denn du, die im voraus wusste, dass sie angerufen würde, hast das kleine Mädchen verteidigt, so dass es nicht von wilden Tieren gefressen wurde oder vor Hunger starb.

Dieser Mann kam mit seiner Tochter und einem großen Haufen Nachbarn am 17. August nach Vadstena, und er bekannte uns dies mit einem wahrhaft glaubwürdigen Eid, der von seinen Nachbarn bezeugt wurde: Björn Sluker in Lamershamby gård, Summepace von Åsmus gård, Weroleon in Läpplaks gård, dasselbe Stift und derselbe Kreis.

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Die Nacht vor dem Tage, als die Gebeine der ehrwürdigen Frau Birgitta zuerst in Vadstena beigesetzt wurden, wurde Peter aus Uggletorps gård im Kreis Hagebyhöga, Stift Linköping, von seinem Widersacher so heftig auf den Kopf geschlagen, dass fast die ganze Hirnschale in Stücke brach. Wegen der gewaltigen Schmerzen glaubte er, dass er sehr bald sterben würde. Um sein Leben zu retten, rief er die ehrwürdige Frau Birgitta an, und bald konnte er wieder ein klein wenig atmen und versuchte, sich mit ärztlicher Kunst zu helfen.

Aber da die gebrochenen Knochen durch diese ärztliche Kunst nicht zusammengefügt werden konnten, zogen seine Bekannten ihm drei sehr große Knochen sowie 16 kleinere und viele andere in der Form von kleinen Erbsen aus dem Kopf. Als dies geschehen war, begann die Haut sich zusammenzuziehen, das Hirn bedeckt zu werden, und der Mann genas von Tag zu Tag, und heute lenkt und verwaltet er sein Haus und seine Leute wieder mit voller Kraft an Leib und Seele.
Zeugen sind Magnus aus Skeppstads gård und Nils Björnsson aus Hässleby gård im selben Kreis. Dieser Mann hielt die Gnade, die ihm widerfahren war, lange geheim, aber er gab sie uns doch am Tag von St. Margaretha mit den genannten Zeugen bekannt.
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Die Witwe Asta vom Hof und Kreis Ödsmål im Stift Oslo, ging um die Zeit von Allerheiligen über eine Brücke, unter der ein ziemlich reißender Strom war, und sie trug ihre drei Jahre alte Tochter Estrid auf den Schultern. Die Mutter stolperte, und das Mädchen fiel aus Unvorsichtigkeit in den Strom und wurde von dessen gewaltig schneller Strömung unter ein Mühlrad getragen, das in der Nähe lag.

Als die traurige Mutter dies sah, begann sie bitterlich zu weinen und sagte: „O ehrwürdige Frau Birgitta, gib mir mein Mädchen lebend zurück, so werde ich es mit Danksagung zu deinem Kloster bringen.“ Dann sprang sie am Ufer hin und her und sah, wie es schließlich zwischen zwei Steinen im Wasser mit dem Kopf nach unten festgehalten wurde, so dass seine Füße bald über die Wellen gehoben wurden und bald wieder sanken.

In dieser Stellung wurde es etwa drei Stunden festgehalten, bis ein starker Mann kam, der gerührt von den Tränen der unglücklichen Witwe, das Mädchen mit Schwierigkeit und größter Gefahr aus dem Strom herauszog, und fast alle Glieder ihres Körpers waren da gebrochen, und sie war so gut wie tot. Aber die arme Mutter hörte mit ihrem Gebet nicht auf, bevor das Mädchen lebend aufstand und die vollständige Gesundheit ihrer Glieder wiedererlangte.

Am Tag von Petri Gefangennahme bekannte die Frau mit ihrer Tochter dies in wirklich glaubwürdiger Weise, wobei ihr die ehrenwerten und zuverlässigen Männer Herr Lars, Domherr in Linköping, Herr Peter Porse, Ritter aus Nobynäs Kreis Lommaryd im selben Stift, und Torer Bassa aus Tobo gård im Kreis Vimmerby, genanntes Stift, sowie viele andere zuhörten.