100. Kapitel

Eine Frau aus Schweden war in der Nähe von Santiago di Compostela in Galizien (Spanien). Da sah sie in einer Kirche ein Kruzifix an der Wand gemalt. Als sie es aufmerksam mit Frömmigkeit und Mitleid betrachtete, hörte sie eine Stimme zu ihr sagen: „Wo du dieses Bild siehst und sprechen hörst, da wirst du bleiben und sterben.“

Sie kehrte in ihr Vaterland zurück und begab sich auf eine Wallfahrt nach Rom. Als sie in der Stadt Montefiascone anlangte, sah sie im Hause einer Frau ein Bild, das dem ähnlich war, was sie in Spanien gesehen hatte. Und das Bild sagte zu ihr: „Tritt hier ein und bleibe hier.“ Ich werde auf die Seele der Hauseigentümerin einwirken, dass sie dir das Haus überlässt.“ Sie schloß sich also dort ein und blieb dort und führte ein musterhaftes und an Wundertaten reiches Leben mit Tränen, Fasten und Gebeten.

Einmal sah sie einen Pfeiler, auf dem eine Frau von mittelmäßiger Körpergestalt stand, ein Gegenstand der Betrachtung und Bewunderung von einer zahlreichen, umgebenden Schar. Aus dem Munde dieser Frau kam es wie Tau mit weißen und roten Rosten, von deren Duft die betrachtenden Menschen ganz entzückt waren. Sie wachte aus der Vision auf, sah nächste Nacht dasselbe und hörte da eine Stimme sagen: „Die Frau, die du siehst, ist deine Frau Birgitta, die sich in Rom befindet und Wein aus fernen Gegenden, vermischt mit Rosen, dorthin bringen wird, und wird ihn durstigen Pilgern bringen.“