106. Kapitel

Ein Jüngling im Stift Linköping in Schweden besaß ein von den Vätern geerbtes Goldkreuz, in dem eine Reliquie vom wahren Holz des heiligen Kreuzes eingefasst war. Durch Armut gezwungen, verkaufte er das Goldkreuz und gab die Reliquie selbst einer frommen Frau. Die hatte Angst, es bei sich zu behalten und gab es der heiligen Birgitta. Diese wunderte sich, ob es wirklich eine Reliquie des wahren Kreuzes sei, und Christus sagte da zu ihr: „Dieser Jüngling hat einen tadelnswerten Tausch gemacht. Denn er nahm Schmutz entgegen und trennte sich von der kostbarsten Perle. Er nahm verächtliches Gold an und ließ das Zeichen, womit er seine Widersacher besiegen konnte. Er nahm das an, was begehrenswert für seine Augen war, und hat das verloren, was die Sehnsucht der Engel bildet.

Deshalb wird die Zeit kommen, da das Holz, das er jetzt verschmäht hat, in furchtbarer Weise hervortreten wird. Wenige denken daran, wie qualvoll ich an diesem Holze hing, als mein Herz brach und meine Sehnen aus den Gliedern traten.“ Die heilige Birgitta ließ also dieses Holzstück des heiligen Kreuzes in einen hübschen Kasten legen, damit es nicht von Unwürdigen getragen werden sollte.