111. Kapitel

Als die heilige Birgitta einmal während einer Wallfahrt zu Gottes Ehre schon die Gelder verbraucht hatte, die sie mit sich führte und sie deshalb Mangel litt, geschah es, dass Herr Jesus, für den sie aus Liebe ihr Eigenes verschenkt hatte, so dass sie nun von anderen abhing, sich ihr im Gebet offenbarte und sagte: „Wenn die Welt auch mir gehört und ich allen alles geben kann, ist mir doch das, was aus Liebe angeboten wird, wohlgefälliger. Weil ihr nun mit frohem Herzen eure Besitztümer zu meiner Ehre ausgegeben habt, sollt ihr zur Zeit eurer Bedrängnis etwas von dem empfangen, was mir gehört.

Laßt also dem Erzbischof in dieser Stadt sagen: „So wie alle Kirchen mir gehören, so gehören mir auch alle Almosen. Gebt also mir in meinen Freunden von dem, was mein ist, denn obwohl es mir wohlgefällt, dass man Kirchenmauern errichtet, gefällt es mir doch ebenso, dass man meinen bedürftigen Freunden hilft, die aus Liebe zu mir ihre Besitztümer weggegeben haben.

Erinnere dich, dass ich Elia, den ich vorher durch Raben ernährt habe, zu der armen Witwe sandte – nicht deshalb, weil es damals keine gab, die reicher waren als diese Witwe, oder deshalb, dass ich ohne sie nicht für den Propheten sorgen konnte, dessen Leben ich doch vierzig Tage ohne Lebensmittel erhalten habe – nein, ich wollte der Witwe Gelegenheit geben, ihre Liebe zu verwirklichen, so dass sie anderen offenbar werden sollte – ich selbst kannte sie ja gut, ich Gott, der Herz und Nieren erforscht. Also sollst du, der Vater und Herr der Witwe, Wohltätigkeit gegen Witwen mit Hilfe meiner Güter üben. Denn obwohl ich auch ohne dich alles kann und du ohne mich nichts, will ich doch deine Liebe bis auf weiteres an deiner Hilfeleistung für sie messen.“