24. Kapitel

Es kam der Braut so vor, als wäre sie in einem ausgedehnten Raum, wo viel Volk zusammengekommen war. Da sagte die heilige Jungfrau zum König des Himmels: „Mein Sohn, gib mir diesen Platz Vadstena!“ Gleich war der Teufel da und sagte: „Dieser Platz gehört mir, und ich habe drei Rechte, ihn zu haben. Das erste ist, dass ich den Gründern dieses Platzes den Willen eingab, ihn zu bebauen, und dass die Herren dieses Gebäudes meine Diener und Freunde waren.

Das zweite Recht ist, dass dieser Platz eine Stelle der Plagen und des Zornes ist; meine Freunde, die nach meinem Willen grausam waren, bestraften hier ihre Untertanen ohne alle Barmherzigkeit, und deshalb gehört der Platz mir, da ich der Herr der Plagen und das Oberhaupt des Zornes bin. Das dritte Recht ist, dass dieser Platz in vielen Jahren mir gehörte, und wo mein Wille geschieht, da ist auch mein Sitz.“

Da sagte die heilige Jungfrau zu Gott: „Mein Sohn, ich frage dich, was gerecht ist. Wenn jemand einem anderen dessen Güter und Gelder geraubt und ihn außerdem gezwungen hat, zu seinem Nachteil ein Haus mit seiner eigenen Arbeit und mit den Geldern zu bauen, die ihm genommen sind – wem würde dann der bebaute Platz gehören, mein Sohn?“
Der Herr erwiderte: „Geliebte Mutter, das Recht auf das Haus hat der, der die Gelder hatte und die Arbeit gemacht hat.“ Da sagte die heilige Jungfrau zum Teufel: „So hast du kein Recht auf dieses Haus!“

Weiter fragte die heilige Jungfrau den Richter: „Mein Sohn und mein Herr“: Wenn Grausamkeit und Zorn im Herzen eines Menschen herrschten, und die Barmherzigkeit und Gnade darin einziehen würden – wer müsste da weichen?“ Der Richter antwortete: „Es kommt der Grausamkeit und dem Zorn zu, zu fliehen und der Barmherzigkeit zu weichen.“ Die Jungfrau sagte zum Teufel: „Deshalb sollst du von dannen fliehen, denn du bist der Herr der Plagen und das Oberhaupt des Zorns.“ Ich dagegen bin die Mutter der Barmherzigkeit und die Königin des Himmels, denn ich erbarme mich aller, die mich anrufen.“

Die heilige Jungfrau stellte dem Richter eine dritte Frage: „Mein Sohn, wenn ein Henker in einem Haus wäre oder da sitzen würde, und sein Herr käme herein und wollte in dem Raum sitzen, was sollte der Henker da machen?“ Der Richter antwortete: „Es ist richtig, dass der Henker aufsteht, so dass sein Herr sich dort hinsetzen kann, wo es ihm gefällt.“ Da sagte die Jungfrau zum Teufel: „Weil du der Henker meines Sohnes bist und ich die Herrscherin über dich, ist es gerecht, dass du fliehst, so dass ich sitzen kann, wo ich will.“

Dann sagte der Richter zur Jungfrau: „Meine Mutter, du hast den Platz mit Recht gewonnen. Daher gehört er rechtlich dir, und ich spreche ihn dir zu. Bisher wurden die Tränen und Klagerufe der Unglücklichen an diesem Platz gehört, und ihr Blut und Elend haben von der Erde zu mir gerufen und haben mir in den Ohren geklungen, aber jetzt soll die Stimme derer, die dich auf diesem Platz lobpreisen, zu meinen Ohren dringen. Und wie dieser Platz ein Ort der Plage war, bedrückend für das Land, so sollen sich nun die, die um Erbarmen und Vergebung für Lebende und Tote beten, dort versammeln, und sie sollen meinen Zorn gegen dieses Reich besänftigen.“ Und zuletzt sagte der Richter zur Jungfrau: „Dein Feind ist eine lange Zeit Herr auf diesem Platz gewesen, aber hinfort sollst du hier Herrscherin und Königin sein.“