25. Kapitel

Jesus Christus spricht: „Was hast du heute in deinem Buch gelesen?“ Sie (Birgitta) antwortete: „Ich habe mit Verwunderung gelesen, dass die Mauern des verdammten Jericho einstürzten, als die Trompeten erklangen und die heilige Lade auf deinen Befehl um die Stadt herumgetragen wurde.“

Der Geist antwortete: „In der Stadt und von der Stadt sind viele böse Dinge getan worden, und es gab da niemanden, der mir gefiel. Daher hat sie nicht verdient, dass ihr vergeben wurde, und sie war es nicht wert, dass mein Volk dort wohnen würde. Aber weil mein von der Wüstenwanderung erschöpftes und ermattetes Volk den versprochenen Besitz erhalten sollte, musste es erst mit Worten, Beispielen und Wundern unterwiesen werden. Deshalb erfolgte eine seltsame Anordnung und eine gerechte Vergeltung in dieser Stadt, so dass das Volk, das in wunderbarer Weise durchs Wasser geführt wurde, das Wunderbare auch auf dem Lande sehen sollte. Nachdem sie die Wundertaten gesehen hatten, sollte Gott also noch stärker in ihrem Herzen befestigt werden und sie selbst lernen, auf größere Dinge zu hoffen und sich danach zu sehnen.

Dieser Platz, an dem meine Freunde nun geplagt werden, ist das Heim der Teufel gewesen. Aber meine Mutter hat den Platz mit dreifachem Recht gewonnen, nämlich mit Liebe, Gebeten und einer Änderung in seinem künftigen Gebrauch.“ Sie sagte: „O Herr, zürne nicht, wenn ich spreche! Du hast gesagt, dass in deinem Haus alle Demut herrschen soll. Ist es da richtig, dass dieses Bauwerk auf diesem Platz stehen soll?“

Der Geist erwiderte: „In der elenden Stadt Jericho gab es etwas, was meinem Volk nützen sollte, aber das musste erst im Feuer gereinigt werden, ehe es von meinem Volk in Besitz genommen wurde. So durfte mein Volk die Frucht der Arbeit der Heiden ernten. Dieses Haus ist mit dem Schweiß der Armen und für den Hochmut der Reichen erbaut worden. Daher sollen meine Armen es bewohnen und die Dinge des Überflusses und des Hochmuts allein zur Demut und zum Nutzen verwenden. Doch soll man vorsichtig sein und zusehen, dass das von Gottes Macht aus einem besonderen Grund Genehmigte nicht in ein Beispiel für die Hochmütigen verwandelt wird.“