34. Kapitel

Gottes Sohn spricht: „Ich habe dir vorher gesagt, dass man im Gesanghaus 13 Altäre in 13 Graden haben soll, nach der Berufung und dem Entzünden meines Geistes, der einem jeden Apostel beschert worden ist. Der erste und vornehmste Altar soll dem Apostelfürsten Petrus geweiht werden, denn dieser war zuerst berufen und auserwählt, und ebenfalls der erste durch seine machtvolle Würde und dadurch, dass er den gleichen Tod erlitt wie ich.

Auf der rechten Seite vom Apostelfürsten Petrus soll man erst den Altar des Paulus haben, denn obwohl dieser mich nicht gesehen hat, als ich auf Erden lebte, sah er mich doch in einer geistlichen Vision und wurde dadurch vollkommener in seinem Eifer für die Seelen entzündet und arbeitete viel mehr in seiner Liebe, weshalb er auch den Namen, das Leben und die Würde eines Apostels gewann.

Der zweite Altar auf der rechten Seite soll für Jakobus, den Sohn des Zebedäus sein, der für seine Geduld und seine glühende Verkündigung verdient hat, mehr als die anderen verherrlicht zu werden. Der dritte Altar auf der rechten Seite soll dem Evangelisten Johannes gehören, der durch seine keusche Liebe meine ganz besondere Freundschaft gewann, so dass er die evangelische Wahrheit in tieferer Weise als andere aufschrieb.

Der vierte Altar auf der rechten Seite soll dem Bartholomäus gehören, der irdische Reichtümer verachtete, die Armut liebte und geduldig Leiden ertrug. Der fünfte Altar auf der rechten Seite soll dem Philippus gehören, der fleischliche Nachkommen verschmähte, aber viele zum ewigen Leben neu geboren hat. Der 6. Altar auf der rechten Seite soll dem Thomas gehören, der an meiner Seitenwunde den vollkommenen Glauben kennen lernte, und der standhaft in der vollkommenen Liebe war.

Auf der linken Seite vom Altar des Apostelfürsten soll man erst den Altar des Andreas haben, der mir, seinem Meister, folgte und sich nicht wegen der Schmach des Kreuzes schämte. Der zweite Altar auf der linken Seite soll Matthäus gehören, der auf weltlichen Gewinn verzichtete und ein Meister der Seelen wurde. Der dritte Altar soll Jakobus, dem Sohn des Alphäus, gehören, der am Fleisch sehr ähnlich war wie ich und jetzt irgendwie wie ich im Himmel ist.

Der vierte soll seinem Bruder Simon gehören, der fleischliche Verwandte verschmähte und es verdiente, mit der Weisheit der Himmlischen erfüllt zu werden. Der fünfte soll dem Thaddäus gehören, der mit der Reinheit seines Herzens mannhaft den Teufel bekämpfte. Der sechste soll Matthias gehören, der sich vor der Gewinnsucht meines Verräters ekelte und wegen seiner echten Demut verdiente, an den Ort der ewigen Ehre zu kommen.

Nun kannst du fragen, Tochter, warum ich nicht Johannes und andere Apostel meines Geschlechts vor Petrus an Würde gesetzt habe. Ich will dir antworten, der Mensch hat vollkommene Liebe zu Gott, wenn er nicht etwas von dem, was ihm gehört, für sich behält, sondern sich nach aller Tugend und Vollkommenheit sehnt. Er hat eine vollkommene Liebe zum Nächsten, wenn er die Bösen gut macht, auch wenn sie ihn durch Zorn erbittern, aber den Guten ein noch größeres Gut erweist, vor allem denen, bei denen er findet, dass sie eifriger an guten Werken sind.

Weil Petrus nun eifriger und wärmer an Liebe war und nichts als sein Eigentum betrachtete, sondern das, was ihm in Ewigkeit verbleiben würde, deshalb fiel ihm das Papsttum zu, damit nicht das Fleisch vor den Geist gesetzt würde. Dass bei Johannes größere Zeichen von Liebe und Hingabe auftraten, das lag an seiner Keuschheit und künftigen Standhaftigkeit.

Um die Süßigkeit seiner Güte auszuweiten und seine Liebe zu zeigen, wählt Gott ja manchmal, um den Glauben zu erhöhen, die Zeit und die Personen aus, wodurch er mit seinem geschaffenen Werk verherrlicht werden will, und manchmal feuert er nach Art eines Schmiedes das an, was abgestumpft und erkaltet ist, um so das Schwache zu erhöhen und das Stolze zu stürzen, und damit Gott über alles geehrt und gepriesen wird.“