48. Kapitel

Während die heilige Birgitta betete, zeigte sich ihr Christus und sagte: „Sag dem Subprior Petrus, dass ich wie ein Herr bin, dessen Kinder in einem harten Schraubstock gefangen gehalten wurden, und der Boten schickte, um seine Kinder zu befreien und andere zu warnen, dass sie nicht in die Hände ihrer Feinde fallen sollten, die sie für ihre Freunde hielten. So habe ich, Gott, viele Kinder, nämlich die Christen, die von den harten Fesseln des Teufels gefangen sind. Daher sende ich ihnen aus Liebe Worte meines Mundes, die ich durch eine Frau spreche. Höre also, Bruder Petrus, und schreibe die Worte lateinisch auf, die sie in meinem Namen sagt. Für jeden Buchstaben werde ich dir kein Gold oder Silber geben, sondern einen Schatz, der nicht veraltet.“

Diese Offenbarung teilte Frau Birgitta im Namen Christi diesem Prior mit, der damals noch Subprior war. Er wollte das überlegen und stand am Abend in der Kirche und zweifelte an sich selbst in seinen Gedanken. Als er sich zuletzt aus Demut entschloss, die gesagten göttlichen Offenbarungen nicht anzunehmen oder aufzuschreiben, weil er sich für unwürdig hielt, so etwas zu tun und außerdem dem Blendwerk des Teufels misstraute, wurde er von einer göttlichen Züchtigung und von einer so harten Ohrfeige getroffen, dass er gleich wie tot wurde und der Sinne und Körperkräfte beraubt wurde; doch blieb sein Verstand ungetrübt.

Als die Mönche ihn so auf dem Boden liegen sahen, trugen sie ihn in die Zelle und legten ihn ins Bett, und da lag er einen großen Teil der Nacht wie halbtot. Schließlich kam ihm durch göttliches Eingreifen dieser Gedanke in den Sinn: „Vielleicht leide ich dies, weil ich der Offenbarung und dem Gebot nicht gehorchen wollte, das Christus mir durch Frau Birgitta gab.“

Und er sagte in seinem Herzen: „O Herr Gott, wenn dies der Anlass ist, so schone mich, denn siehe, ich bin bereit und willens, zu gehorchen und all die Worte aufzuschreiben, die sie mir in deinem Namen sagt: Als er so in seinem Herzen damit einverstanden war, wurde er umgehend geheilt, und er eilte zu Frau Birgitta und erbot sich, alle ihre Offenbarungen aufzuschreiben, wie sie sie ihm in Christi Namen mitteilte.

Weiter sagte der Prior, dass er danach von Frau Birgitta hörte, dass Christus ihr in einer anderen Offenbarung diese Worte sagte: Ich habe ihn geschlagen, nachdem er nicht gehorchen wollte, und dann habe ich ihn geheilt, denn ich bin der Arzt, der auch Tobias und den König von Israel geheilt hat. Sage ihm also: „Greif das Werk an, überlege und bedenke meine Worte und schreib sie auf, denn ich werde dir einen Magister in meinem Gesetz als Gehilfen geben. Und du sollst mit Sicherheit wissen, dass ich durch meine Worte, die du aus dem Munde dieser Frau aufschreibst, ein Werk zustande bringen will, durch das die Mächtigen gedemütigt werden sollen, und die Weisen verstummen. Glaube nicht, dass die Worte, welche diese Frau zu dir spricht, aus einem bösen Geist hervorgehen, denn das, was ich dir sage, werde ich mit Taten bekräftigen.“

Und der Prior sagte, dass er auf ihren Befehl hin gleich begann, alle Offenbarungen und göttlichen Visionen zu schreiben und zu übersetzen, die Frau Birgitta eingegeben wurden, wenn auch Herr Petrus, ihr Begleiter und Beichtvater, manche aufschrieb, als dieser Prior nicht bei ihr war. Und der Prior sagte, dass er ihr fortan auf Christi Befehl folgte und dreißig Jahre lang ihr Beichtvater war und ihre Offenbarungen bis zum Tode dieser Frau Birgitta aufgezeichnet hat. Vor ihrem Tod befahl Christus, dass sie Herrn Alfons, dem spanischen Eremiten und früheren Bischof von Jaén, gegeben werden sollten. Und auf diese Weise wurden die Bücher dieser himmlischen Offenbarungen zusammengestellt.