51. Kapitel

Christus spricht): „Ich bin der, der mit ihm in den Schoß der Jungfrau gesandt wurde, mit ihm, der mich gesandt hat, und der ich Menschengestalt annahm und geboren wurde. Aber warum? Ja, damit ich mit Wort und Tat den Glauben offenbaren sollte. Ich starb, damit ich den Himmel öffnen könnte. Ich wurde begraben, stand von den Toten auf und werde wieder kommen, um Gericht zu halten.

Wenn sich nun die Bischöfe versammelt haben, sollst du zum Erzbischof sagen: „Du möchtest wissen, warum ich meine Worte spreche. Hebe deine Augen auf und sieh! Wende deine Ohren hin und höre! Öffne deinen Mund und frage! Schlage deine Augen auf und sieh, wie vergessen ich von allen bin! Sieh, wie ich von allen verstoßen bin! Achte darauf, dass niemand darauf bedacht ist, mich zu seiner Freude zu haben! Spitze deine Ohren und höre, wie das Herz der Menschen von Sonnenaufgang bis zu ihrem Untergang grausam begierig ist. Menschenblut um des Gewinns willen zu vergießen!

Höre, wie alle ihre Glieder mit Hoffart schmücken! Höre, wie die Lust der Menschen unvernünftig wie die der Tiere ist! Öffne deinen Mund und frage, wo es Verteidiger des Glaubens gibt, und wo man die findet, die Gottes Feinde bekämpfen und ihr Leben für ihren Herrn aufs Spiel setzen! Suche genau, so wirst du finden, dass meine Freunde äußerst wenige sind! Bedenke dies, so wirst du einsehen, dass ich nicht ohne Grund rede.

Forsche weiter nach und höre, wie es mit der römischen Kurie bestellt ist, die mein Sitz sein sollte. Denn wie zu einem Stuhl vier Beine und ein Sitz gehören, auf dem der Sitzende ruht, so sollten zu meinem Stuhl, den ich dem Papst überlassen habe, sozusagen vier Beine gehören, nämlich Demut, Gehorsam, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, sowie ein Sitz, nämlich göttliche Weisheit und Gottesliebe.

Aber dieser Stuhl ist ausgetauscht und an seiner Stelle hat man einen neuen bekommen, wo Hoffart die Demut ersetzt, Eigenwille den Gehorsam, Gewinnsucht die Gerechtigkeit, Zorn und böser Wille die Barmherzigkeit, während falsches Denken darin besteht, weise und Meister nach weltlichen Begriffen genannt zu werden. Sieh, bis zu dem Grade ist mein Stuhl verwandelt und verdorben! Und sieh weiter und untersuche die übrigen Glieder des Hauptes und die ganze Priesterschaft, so wirst du finden, dass ich – der Gott und Schöpfer aller – für sie so schwer und belastend wie ein Stein bin, dass ich ihnen wie Gift schmecke, und dass ich nur wie ein Bissen für ihren unersättlichen Hunger bin. Sieh, wie verworfen ich bin! Sieh, wie schlecht sie mich für meine Liebe belohnen.

Ich habe sie geschaffen und mit so großer Gerechtigkeit und Billigkeit erlöst, dass es (um in einem Gleichnis zu sprechen) so ist, als stünde vor mir eine Waage, auf die ich nichts anderes als mein eigenes Herz gelegt habe, damit richtig abgewogen wird. Ich wurde geboren und beschnitten, Ich hatte alle Arten von Mühsalen und Leiden auszustehen. Ich bekam die hässlichsten Schmähworte zu hören. Ich wurde gefangen genommen und gegeißelt, ich wurde mit Stricken gebunden und gepeinigt wie in einer Presse, meine Sehnen wurden ausgespannt, meine Adern barsten, und alle Glieder wurden zerbrochen.

Mein Scheitel und mein ganzer Kopf wurde von Dornenstacheln verwundet. Das strömende Blut gerann und verunstaltete mein Gesicht und meinen Bart. Auch der Mund und die Zunge wurden von Blut besudelt. Das Zahnfleisch schwoll von den Schlägen auf. Als ich dann auf dem Kreuz ausgestreckt wurde, hatte mein Hals keine andere Stütze, als meine Schultern. Meine Arme wurden mit Riemen zu den Bohrlöchern im Stamm ausgestreckt. Meine Füße wurden herabgezogen, mit zwei Nägeln durchbohrt und hatten keine andere Stütze als die Nägel.
Mein ganzes Innere war vertrocknet und steif geworden. Mein Herz war voller Schmerz, und weil es von gesündester und bester Art war, ging der Schmerz bald von den Sehnen bis zum Herz und bald vom Herzen zu den Sehnen; so wurde mein Schmerz erhöht und mein Todeskampf verlängert.

Als ich in dieser Weise in meinen Plagen dahin, öffnete ich meine Augen und sah meine Mutter stehen und weinen. Ihr Herz war voll von brennender Trauer, alle ihre Glieder waren steif und bleich, und ihr bitteres Weh quälte mich mehr, als mein eigenes. Ich sah auch meine Freunde in größter Angst; manche von ihnen verzweifelten, andere bewahrten ihren Glauben, obwohl sie übermäßig betrübt waren.

Aber als ich nun diesen großen Schmerz litt und in diesen gewaltsamen Qualen verharrte, brach schließlich mein Herz von dem unerhörten Leiden, und die Seele verließ den Körper, worauf das Haupt sich etwas erhöhte, alle Glieder zitterten, die Augen sich etwa bis zur Hälfte öffneten, und die Füße die ganze Schwere des Körpers zu tragen hatten, so dass ich dahin wie ein Lappen. Sieh, all dies habe ich, dein Schöpfer, gelitten, aber keiner kümmert sich darum! Darüber klage ich vor dir, damit du betrachten sollst, was ich getan habe, und wie man mir das vergolten hat.
Zweitens bitte ich dich, dass du mit mir arbeitest. Jeder, der eine Arbeit ausführen will, muss drei Dinge haben. Erstens einen Gegenstand, woraus die Sache hergestellt werden soll, zweitens Werkzeug, mit dem man sie anfertigt, drittens eine genaue Berechnung, so dass die Arbeit richtig gemacht wird.

Der Gegenstand bin ich selbst. Ich bin ja die Weisheit selbst, aus der und durch die alle Weisheit ist – ich, der meine Worte in die Welt gesandt habe. Die Werkzeuge sind meine Freunde. Nimm also meine Worte entgegen und sieh nach, ob sie frisch und nicht verdorben sind, ob man merken und schmecken kann, dass sie den gesunden und rechten Glauben haben, und ob sie würdig und geeignet für mein Gold sind. Zieh in Betracht, ob sie von der Liebe zur Welt zur Gottesliebe führen, von dem Weg zur Hölle zur Höhe des Himmels führen. Und wenn es so ist, sollen du und meine Freunde wie mit guten Werkzeugen für meine Ehre wirken. Arbeite klug, sage ich, wie ein weiser Mann; arbeite tapfer wie ein tapferer Mann, arbeite eifrig wie ein Freund des Herrn.

Drittens befehle ich dir als dein Herr, dass du vollendest, was du begonnen hast. Du bist meinen Weg gewandert, du hast deinen Pflug in ein kleines Stück Land gesetzt und hast zu pflügen angefangen. Nun befehle ich dir: Wende den Pflug öfter, reiß die Wurzeln und Dornen aus und baue dort Kirchen von den Besitztümern deiner Kirche. Diesen Teil des Landes überlasse ich deinen Händen; ich fordere ihn von dir. Arbeite daher eifrig und beharrlich!

Dem König befehle ich, dass er so schnell wie möglich gegen die Feinde auszieht. Wenn er einsieht, dass das, was er für mich tut, groß ist, so habe ich noch etwas Größeres für ihn getan, denn ich habe um seinetwillen nicht mein Leben geschont. Ich werde ihm drei Begleiter geben, von denen zwei Einsicht in geistliche Dinge haben, und der Dritte das Kirchengesetz kennt. Dem Bischof soll er sein Reich anvertrauen, und dieser soll einen Laien bei sich haben, der Gerechtigkeit nicht Geld ausübt, keine Menschen in seinen Urteilen fürchtet, kein Gold ausgibt, um stattdessen Kupfer zu erhalten, und keinen Schmutz anstelle des Himmels nimmt.

Dem Bischof von Åbo befehle ich, dass er die Angelegenheit dem Papst vorlegt. Diesem verbiete ich, dass er etwas vermindert, aber ich erlaube ihm, etwas hinzuzufügen, was meiner Ehre und der Erlösung der Seelen dient.
Man wundert sich, warum der Geist nicht von dem Besessenen weicht. Hierbei kann ich meine vollkommene Gerechtigkeit zeigen. Ich tue nämlich gegen den Teufel kein größeres Unrecht, als gegen einen Engel. Es ist gerecht, dass – wie etwas gekommen ist, so soll es auch verschwinden. Dieser Geist ist von weit her gekommen und wird auch weit fortgehen.

Es gibt drei Arten von Dämonen. Die erste Art ist wie Luft, die leicht ins Bewusstsein des Menschen gleitet und es verdüstert, so dass er unanständig redet und sich gebärdet; ein solcher kommt leicht und geht leicht wieder fort, und den gab es bei dem Knaben da, wie dir früher gezeigt wurde. Die zweite Art ist wie Feuer; es peinigt den ganzen Leib und das Fleisch mit Ungeduld und erbittert das Menschenleben derart, dass er lieber sterben als leben will, und vor Ungeduld zu allem getrieben wird, was dieser unreine Geist ihm eingibt. Wie dieser leicht kommt, so geht er auch leicht wieder fort, wobei doch eine körperliche Schwäche bleibt. Eine solche gab es bei der Frau dort.

Die dritte Art ist wie der Rauch. Denn wie der Rauch, wenn er eindringt, alles verunreinigt und sich mit allem vermischt, so hat sich diese Art von Dämon ganz und gar mit dessen Seele und Leib vermischt. Aber wie der Rauch, wenn ein Loch aufgelassen ist, allmählich abzieht, so wird dieser Geist, der beim Aussprechen des Wortes zu weichen begann, nachher verschwinden, bis der Besessene ganz rein geworden ist. Und wenn man so viele Tränen vergossen hat und sich so viele Entbehrungen auferlegt hat, wie dafür erforderlich sind, da wird der Geist vollständig verschwunden sein, und der Mann wird sich gereinigt fühlen, denn wie dieser Geist so allmählich und von weither gekommen ist, so wird er nach den Erfordernissen der Gerechtigkeit in derselben Weise verschwinden.“