54. Kapitel

Als Frau Birgitta einmal im Gebet versunken war, sah sie in einer geistlichen Vision ein Feuer vor sich und einen kleinen Topf aufs Feuer gestellt, und leckeres Essen im Topf. Sie sah auch einen Mann, gekleidet in ein purpurgefärbtes, goldenes und schön glänzendes Gewand; der ging auf gebeugten Knien um den Kessel herum, und bald blies er ins Feuer, bald flüchtete er auf den Holzstoß und sorgte auf diese Weise dafür, dass der Topf am Kochen blieb.

Schließlich sagte er zu ihr, die dies sah: „Du, die dies sieht, hast du jemals einen so demütigen Menschen wie mich gesehen? Ich, den du in ein goldenes Gewand gekleidet siehst, leistet diesem Topf einen solchen Dienst. Ich gehe mit gebeugten Knien rund um ihn herum, beuge mein Haupt zur Erde und blase ins Feuer. Ich staple auch die Holzscheite auf, und manchmal trenne ich sie voneinander, und ich spare mir keinerlei Mühe. Du kannst also bezeugen, dass ich sehr demütig bin.

Aber nun muss ich dir zeigen, was dies bedeutet. Unter dem Topf verstehe ich dein Herz, mit dem Essen darin die lieblichen Worte, die dir von oben von Gott gegeben werden, und mit dem Feuer die Liebesglut, die du von Gott hast. Ich bin der Teufel, und ich beneide dich um deinen Trost. Deshalb zeige ich mich so demütig dienend, indem ich ins Feuer blase – nicht dafür, dass das Feuer besser brennen soll, sondern damit die Asche, d.h. das Begehren nach den irdischen Dingen, in den Topf fahren soll, d.h. in dein Herz, damit dir das leckere Essen, d.h. die Worte des Heiligen Geistes, die dir eingegeben werden, dir weniger gut schmecken. Ich rücke auch Feuerbrände und Holzscheite so, dass der Topf, d.h. dein Herz sich manchen irdischen Freunden oder Verwandten zuneigt, und du dadurch Gott weniger liebst.“