58. Kapitel

Maria spricht zur Braut: „Alles, was du tust, musst du mit Gehorsam und mit Klugheit tun. Es gefällt meinem Sohn nämlich besser, wenn man isst, als wenn man gegen den Gehorsam fastet. Deshalb sollst du dich bei all deinem Fasten vor drei Dingen hüten. Erstens, dass du nicht auf prahlerische Weise fastest, wie die es tun, die ihr Fasten in der Absicht zeigen, dass sie ebenso gut wie andere sind, was Mühen und Fasten anbelangt. Das ist unvernünftig, denn das Fasten muss sich nach der Stärke des Körpers und nach den Begierden der unzulässigen Regungen richten, die unterdrückt werden müssen, und man muss es so ausüben, wie die Natur dazu imstande ist.

Zweitens, dass du nicht in unkluger Weise fastest wie die, die bei Krankheit ebenso viel gegen die Kräfte der Natur fasten wollen, wie an gesunden Tagen. Diese vertrauen nicht auf die Barmherzigkeit meines Sohnes, als ob er ihre Krankheit nicht als ihre Tat und ihren Willen rechnen wollte. Faste also klug, meine Tochter! Und so oft eine Krankheit eintritt, sollst du etwas milder gegen deinen Körper sein und ihn pflegen wie ein unvernünftiges Tier, so dass er nicht vor Mühe zusammenbricht.

Hüte dich drittens, dass du nicht unverständig fastest wie die, die mehr als andere fasten mit der Absicht, größeren Lohn und Ehre als andere zu bekommen. Diese verhalten sich wie die, die einen Lohn für ihre Arbeit festsetzen. Faste also überhaupt so, dass du meinem Sohn gefallen kannst, und so, dass deine Natur es ertragen kann. Berechne alles nach deinen Körperkräften und vertraue stets auf die Barmherzigkeit meines Sohnes. Und halte dich für unwürdig für alles, und glaube nicht, dass irgendeine Mühe groß genug ist, dir Vergebung der Sünden zu schenken – und noch weniger ewigen Lohn, sofern dir nicht mein Sohn Barmherzigkeit gewährt.“