69. Kapitel

Christi Braut betete zur Jungfrau mit den Worten: „O meine allerliebste Frau, ich bitte dich nun um der Liebe willen, die du für deinen geliebten Sohn hegst, dass du mir helfen mögest, ihn von ganzem Herzen zu lieben. Ich fühle mich ohnmächtig, ihn mit einer so brennenden Liebe zu lieben, wie ich sollte. Deshalb bitte ich dich, du Mutter der Barmherzigkeit, dass du geruhst, seine Liebe um mein Herz zu binden und es mit aller Kraft zu deinem Sohn zu ziehen; reinige es von aller fleischlichen Liebe, ja zieh es umso kräftiger, weil es so schwer ist.“

Die heilige Jungfrau antwortete: „Gesegnet sei er, der dir solche Gebete eingibt. Aber wenn es auch lieblich für dich ist, mit mir zu reden, so sollst du trotzdem gehen und den Rock deiner Tochter zusammennähen, die sich mehr über einen alten und geflickten Rock als über einen neuen freut, und die mehr Gefallen an grauem Lodenstoff als an Seide oder anderer teurer Kleidung findet.

Selig ist sie, die freiwillig das Irdische verlassen hat! Sie hat ihren Mann mit seinem guten Willen und Einverständnis verlassen, ihn, dessen Leib sie liebte wie sich selbst, und dessen Seele sie mehr liebte, als die Körper von euch beiden. Sie hat Brüder und Schwestern, Verwandte und Freunde körperlich verlassen, um ihnen geistlich helfen zu können, und hat sich nicht um weltlichen Besitz gekümmert.
Weil sie ihre Angehörigen verlassen hat, sind ihr alle ihre Sünden vergeben. Nun soll sie ferner hin stets standhaft sein, denn als Ersatz für irdisches Eigentum wird ihr das Himmelreich und Jesus Christus selbst zum Bräutigam gegeben werden. Und alle, die sie lieben, sollen um ihretwillen Fortschritte auf dem Weg zu Gott machen.“