82. Kapitel

Christus spricht: „Ich bin der Gott aller. Es war meine Stimme, die Mose im Busch hörte, Johannes im Jordan und Petrus auf dem Berge. Ich rufe barmherzig zu dir, o Mensch, ich, der ich am Kreuze jämmerlich um deinetwillen rief. Wende mir deine Ohren zu und höre mich, öffne deine Augen und sieh mich, denn ich, der ich rede, bin am allermächtigsten und stärksten, am weisesten und tugendreichsten, am gerechtesten und mildesten, und außerdem am allerschönsten.

Sieh und suche meine Macht im alten Gesetz! Du kannst sie in der Erschaffung aller geschaffenen Dinge finden, wunderbar und furchterregend. Du kannst meine Stärke finden, wenn es um aufrührerische Könige und Fürsten geht, du kannst meine Weisheit in der Schöpfung und in der Würde des Menschenbildes und in der Weisheit der Propheten finden. Suche weiter meine unvergleichliche Tugend, und du kannst sie in der Ausfertigung des Gesetzes und in der Befreiung meines Volkes finden! Sieh auch meine Gerechtigkeit in dem ersten Engel und dem ersten Menschen, in der Sintflut und Zerstörung anderer Städte und Länder! Sieh auch meine Milde in der Geduld mit meinen Feinden und in den Ermahnungen, die ich durch die Propheten gegeben habe!

Schließlich magst du meine Schönheit in der Schönheit der Elemente und in der Verherrlichung durch Mose sehen, und so bedenken, wie würdig du mich erwählen und lieben sollst. Sieh mich weiter als denselben, der in dem neuen Gesetz gesprochen hat, als den Mächtigsten und Ärmsten: Am mächtigsten durch die Anbetung der Könige und den Hinweis des Sterns, arm insofern, als ich in Lappen gewickelt und in eine Krippe gelegt wurde.

Sieh mich weiter am weisesten und törichtsten: Am weisesten, weil die Gegner mir nicht antworten konnten; am törichtsten, weil ich der Lüge beschuldigt und wie ein Verbrecher verurteilt wurde. Sieh mich auch am reichsten an Kraft und am meisten verachtet: Am reichsten an Kraft, indem ich die Kranken heilte und die bösen Geister vertrieb, am hässlichsten und am meisten verachtet, als ich an allen Gliedern gegeißelt wurde.

Sieh mich am gerechtesten, aber als Ungerechtester angesehen; am gerechtesten durch die Bestätigung der Wahrheit und Gerechtigkeit, als der Ungerechteste angesehen durch den schimpflichen Tod, zu dem ich verurteilt wurde. Sieh mich auch am mildesten, aber am schroffsten behandelt; Am mildesten in der Erlösung der Sünder; am schroffsten behandelt, indem ich unter Räubern am Kreuz aufgehängt wurde.

Sieh mich am schönsten auf dem Berg, aber am allerschimpflichsten am Kreuz, wo ich weder Gestalt noch Schönheit hatte. Sieh mich auch nachdenken, denn ich, der um deinetwillen litt, spreche nun zu dir. Sieh mich nicht mit Augen des Fleisches, sondern mit denen des Herzens; sieh, was ich dir gegeben habe, was ich von dir fordere, und womit du mir vergelten sollst. Ich gab dir eine Seele ohne Flecken – gib sie ohne Flecken zurück! Ich habe für dich gelitten, damit du mir folgen sollst. Ich habe dich gelehrt, dass du leben sollst wie ich, und nicht nach deinem Willen.

Hör weiter meine Stimme, mit der ich am Kreuz zu dir rief: „Tut Besserung!“ Hör meine Stimme, mit der ich am Kreuz zu dir rief: „Ich dürste nach dir!“ Ja, höre nun noch mehr, denn wenn du dich nicht besserst, werden dich Trauer und Leiden treffen, so dass dein Fleisch vertrocknet, deine Seele außer sich vor Schreck wird, das ganze Mark austrocknet, deine Kraft zunichte wird, die Schönheit verschwindet, dass du des Lebens überdrüssig wirst und ihm entfliehen willst, ohne es zu können.

Eile daher ins Versteck meiner Demut, so dass nicht das Unglück kommt, mit dem ich drohe. Ich drohe ja damit, damit du ihm entgehst. Wenn du glauben kannst, so glaube. Wenn du nicht glaubst, so wird das, was geschieht, die Glaubwürdigkeit der Worte bekräftigen. Frage die Weisen! Was ich versprochen habe, werde ich nicht versäumen, obwohl ich mit Geduld geduldig auf die Frucht der Geduld warte.“