84. Kapitel

Ich bin wie ein Bildhauer, der ein schönes Bild aus Lehm macht, um es zu vergolden. Nach einer Weile sieht aber der Bildhauer, dass das Bild feucht und von Nässe verdorben ist, dass sein Mund seine Schönheit verloren hat und wie ein Hundemaul geworden ist, dass seine Ohren herunterhängen, dass die Augen verdreht sind und die Stirn und die Wangen eingesunken sind. Da sagt der Meister: „Du bist nicht wert, mit meinem Gold bekleidet zu werden.“ Und so schlägt er das Bild entzwei und macht ein anderes, das sein Gold wert ist.

Ich bin der Bildhauer, der den Menschen aus Erde schuf, um ihn mit dem Gold meiner Göttlichkeit zu schmücken. Nun hat aber die Lust und Gewinnsucht ihn derartig beschmutzt, dass er meines Goldes unwürdig ist. Denn der Mund, der zu meinem Lob geschaffen ist, redet nur das, was dem Menschen gefällt und schadet seinem Nächsten, die Ohren hören nur auf das Irdische, die Augen sehen nichts anderes, als was Freude macht, die Stirn der Demut ist eingesunken, aber die des Hochmuts ist aufrecht.

Daher will ich mir Arme wählen, d.h. die verachteten Heiden, und ihnen sagen: „Tretet ein und weilt in den Armen meiner Liebe.“ Aber ihr, die ihr mein sein solltet, aber es verschmäht habt, lebt nach eurem Willen in eurer Zeit. Und zu meiner Zeit, d.h. der Zeit des Gerichts, werde ich zu euch sagen: „Seht, ihr sollt nun ebenso sehr geplagt werden, wie ihr eure Lust mehr geliebt habt, als euren Gott.“
Aber dieser kam zu mir wie ein Welpe, der den Kopf und den Hals in die Schlinge legt, und bekannte sich schuldig. Deshalb ist ihm seine Sünde vergeben.