85. Kapitel

Maria sprach: „Die Heerschar des Königs der Engel hat drei Eigenschaften. Erstens ist sie überwältigend groß und nimmt niemals ab. Zweitens steht sie unverrückbar fest und stürzt nicht um. Drittens ist sie strahlend klar und verdunkelt sich nicht. Ebenso müssen Seele und Leib sich jeder durch drei Dinge auszeichnen. Erstens, dass es in der Seele überfließt und sich nicht vermindert, d.h. die Gabe des Heiligen Geistes, die der Seele geschenkt wird: Obwohl diese Gabe in sich selbst und durch ihre eigene Kraft überfließt, mindert sie sich doch infolge der Sünde.

Zweitens muss die Seele unverrückbar in guten Werken stehen, so dass sie nicht durch den bösen Willen umgestürzt wird. Drittens muss sie strahlend klar in der Schönheit und Vollkommenheit der guten Taten sein, so dass sie nicht durch die Farbe der bösen Begierde oder Lust verdunkelt werden kann.

Der Körper muss drei Dinge haben. Erstens Erquickung. Zweitens Arbeit. Drittens muss er die Lust und das fleischliche Begehren fernhalten. Ich meine: Erstens reichlich Schlaf, ausreichendes Wachen und Erquickung mit aller Mäßigkeit, so dass es weder zu viel noch zu wenig wird, sondern so, dass der Körper im Dienste Gottes bestehen kann. Zweitens Ausdauer in der Arbeit und aller Klugheit. Drittens einen frohen Willen im Dienste Gottes und ein Abwehren der bösen Lust, so dass die Seele erleuchtet werden kann.

Da nun mein Freund durch sein Versprechen seine Hände gebunden hat, damit sein Leib nicht widerspenstig gegen die Seele wird, deshalb entbinde ich, die die Königin des Himmels und meinem Sohn am allerliebsten und am nächsten bin, diesen meinen Freund von seinem Versprechen, denn so gefällt es meinem Sohn. Ich bin nämlich die, über die er seine Verkündigung begonnen hat. Und durch meine Fürbitte gehe ich, wie der Stern vor der Sonne, vor meinem Sohne her, und ebenso gehe ich hinter ihm her und lenke ihn. Deshalb erlaube ich ihm, dass er seinen Körper pflegt, wie es für die Natur nützlich ist, indem er Fleisch an den Fleischtagen und Fisch an den Fischtagen isst.

Weiter gebe ich ihm drei Dinge. Erstens die richtige Ausführung der guten Werke. Zweitens größere Weisheit und Instinkt. Drittens größere Kraft und Nachdruck beim Vortragen der göttlichen Worte. Die Furcht, die er vor unmäßigem Essen hatte, werde ich ihm zum Guten wenden, so dass das Essen, was er zu sich nehmen wird, ihm zu körperlicher und geistiger Stärke dienen möge und in Nutzen für die Seele verwandelt wird.

Dann zeigte sich der Sohn und sagte: „Ihm ist das Amt der Apostel auferlegt. Deshalb erlaube ich ihm, das Essen der Apostel zu haben. Die Apostel haben ja gegessen, was man ihnen vorsetzte. So soll er sich in seiner körperlichen Erquickung wie ein Apostel benehmen. Ich sende ihn zu den Heiden wie meine anderen Freunde ohne die schlechten Christen. Denn wie es schwerer ist, die eine Braut zu nennen, die das Zusammenleben mit ihrem Mann schimpflich aufgegeben hat, wieder zurück in sein Heim zu führen, als die, die nie die Liebe eines Mannes erfahren hat – so ist es für die schlechten Christen schwerer, zu Gott zurückzukehren, als für die, die niemals Gottes Wort gehört und die Süßigkeit seiner Güte gekostet haben.

Da er also mein Freund ist und ich ihn innig liebe, lege ich ihm wie einem Freund eine schwere Last auf. Aber all das, was er unternimmt, soll für ihn durch meine Gnade leicht werden. Bei dem nun bevorstehenden Osterfest soll er zusehen, dass er bereit ist, sich für meine Sache einzusetzen. Er soll einen Nusskern in fetten Boden legen, und der soll auf viele Weise gedeihen und Frucht tragen. Dieser Nusskern sind meine Worte, und der fette Boden ist die heilige Kirche, die von vielen gepflügt wird und fruchtbarer werden soll. So soll er in Sicherheit gehen. Ich werde im Herzen und im Munde mit ihm sein.“