95. Kapitel

Es geschah einmal im Kloster Alvastra, ehe die heilige Birgitta sich nach Rom begab, dass ihre Seele von Liebe zu ihren Kindern entzündet wurde, so dass es ihr wehtat, als sie sie nun ohne mütterliche Fürsorge lassen musste. Sie fürchtete vor allem, dass sie nach ihrer Abreise in manchen Stücken dreister gegen Gott sündigen würden, denn sie waren jung und reich und mächtig. Und da sah sie in einer Vision einen Topf über einem Feuer gesetzt, und einen Jungen, der auf die Kohle blies, so dass der Topf zum Kochen kommen sollte.

Die heilige Birgitta fragte ihn: „Warum strengst du dich an und bläst so, damit der Topf ins Kochen kommen soll?“ Der Knabe antwortete: „Damit die Liebe zu deinen Kindern richtig in dir brennen soll.“ Die heilige Birgitta fragte weiter: „Wer bist du?“ „Ich bin ein Händler“ erwiderte er. Da verstand sie, dass sie in ihrem Herzen eine ungeordnete Liebe zu ihren Kindern hatte, und sie besserte sich sogleich, so dass sie nichts anderes vor die Liebe zu Christus setzte.