31. Kapitel

Die Braut (Birgitta) sah die Himmelskönigin, Gottes Mutter, die eine unbeschreiblich schöne und kostbare Krone auf dem Haupt hatte. Das wunderbar schöne Haar war über die Schultern geschlagen, und sie trug einen goldenen Rock, der in einem unsagbaren Glanz erstrahlte, mit einer blauen Kappe aus Azur oder Klarer Himmelsfarbe.

Als die Braut sich nun über einen so herrlichen Anblick wunderte und in dieser Verwunderung in einer inneren Verzückung ganz hingerissen dastand, zeigte sich ihr plötzlich der hl. Johannes der Täufer, der zu ihr sagte: „Hör genau zu, was dies bedeutet. Die Krone bedeutet, dass sie (Maria) Königin und Herrscherin und Mutter des Königs der Engel ist; das ausgebreitete Haar bedeutet, dass sie rein und eine unbefleckte Jungfrau ist. Die Kappe mit Himmelsfarbe besagt, dass alle zeitlichen Dinge wie tot für sie sind. Der goldene Rock, dass sie vor Gottesliebe brannte und glühte, innerlich und äußerlich.

Aber in die Krone setzt ihr Sohn sieben Lilien, und zwischen diese Lilien setzte er sieben Edelsteine. Die erste Lilie ist ihre Demut, die zweite ihre Gottesfurcht, die dritte ihr Gehorsam, die vierte ihre Geduld, die fünfte ihre Standhaftigkeit, die sechste ihre Milde, (denn sie ist mild und gibt allen, die sie bitten), die siebente ihre Barmherzigkeit in Drangsal (denn in welcher Drangsal sich auch der Mensch befindet, wird ihm geholfen, wenn er sie von ganzem Herzen anruft).

Zwischen diese leuchtenden Lilien setzte ihr Sohn sieben kostbare Edelsteine. Der erste Stein ist ihre makellose Tugendhaftigkeit, denn es gibt in keiner Seele oder keinem Körper eine Tugend, die sie nicht in höherem Maße besitzt. Der zweite Stein ist ihre vollkommene Reinheit, denn diese Himmelskönigin war von ihrem ersten Eintritt in die Welt und bis zu ihrem letzten Tag so rein, dass niemals irgendein Sündenfleck bei ihr anzutreffen war.

Und keiner von den Teufeln konnte bei ihr nicht einmal so viel Unreinheit finden, wie auf eine Nadelspitze passt. Sie war in Wahrheit die allerreinste. Denn für die Ehrenkönigin war es angemessen, nur in dem reinsten Gefäß zu wohnen, die vor allen Engel und Menschen auserwählt und reiner als sie war.

Der dritte Stein war ihre Schönheit, denn Gott wird von seinen Heiligen wegen der Schönheit seiner Mutter gepriesen, und die heiligen Engel und alle heiligen Seelen sind von Freude über ihre Schönheit erfüllt. Der vierte kostbare Stein in der Krone ist die Weisheit der jungfräulichen Mutter, denn sie ist von aller göttlicher Weisheit in Gott erfüllt, und alle Weisheit gelangt durch sie zur Vollkommenheit und Vollendung.

Der fünfte Stein ist ihre Stärke, denn sie ist mit Gott so stark, dass sie alle geschaffenen Dinge zu bezwingen vermag. Der sechste Stein ist ihre Klarheit, denn sie ist so klar, dass die Engel, deren Augen klarer sind als das Licht, von ihr erleuchtet werden, und die Teufel es nicht wagen, in ihre Klarheit hinein zu schauen. Der siebente Stein ist die Fülle aller Freude und aller geistlichen Süßigkeit, die sich bei ihr in so vollem Maße findet, dass es keine Freude gibt, die noch nicht von ihr erhöht wird, und kein Vergnügen, das nicht durch sie und ihren seligen Anblick noch reicher und vollkommener wird, denn sie ist von Gnade erfüllt, und das in höherem Maß, als alle Heiligen.

Sie ist nämlich das Gefäß der Reinheit, in dem das Brot der Engel ruhte, und in dem sich alle Lieblichkeit und Schönheit findet. Diese sieben Steine hat ihr Sohn zwischen die sieben Lilien gesetzt, die in ihrer Krone waren. Daher sollst du, die Braut ihres Sohnes, sie von ganzem Herzen ehren und preisen, denn sie ist in Wahrheit alles Lobes und aller Ehre wert.“