Worte der ehrenreichen Jungfrau Maria an die Tochter über die Art und Weise, sich zu kleiden, und mit welchen Kleidern und Schmuckstücken die Tochter geschmückt und bekleidet sein soll.
7. Kapitel

Ich bin Maria, die den wahren Gott und wahren Menschen, Gottes Sohn, geboren hat. Ich bin die Königin der Engel. Mein Sohn liebt dich von ganzem Herzen. Dafür sollst du ihn auch lieben. Du sollst mit den ritterlichsten Kleidern geschmückt sein. Wie die sein sollen, werde ich dir zeigen. Denn so wie du vorher Hemd, Rock, Schuhe, Mantel und Brustschmuck gehabt hat, so sollst du jetzt geistliche Kleider tragen. Das Hemd ist die Zerknirschung, denn so wie das Hemd dem Körper am nächsten ist, so ist die Niedergeschlagenheit und die Bekehrung in der Beichte der erste Weg zu Gott.

Durch sie wird der Sinn gereinigt, der sich an der Sünde gefreut hat, und das unreine Fleisch wird gezügelt. Die beiden Schuhe sind zwei Willensäußerungen, nämlich der Wille, begangene Sünden zu bessern, und der Wille, Gutes zu tun und sich vom Bösen fernzuhalten. Dein Rock ist die Hoffnung auf Gott, denn so wie der Rock zwei Ärmel hat, so sei die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in Hoffnung darauf, dass du so auf Gottes Barmherzigkeit hoffen kannst, dass du seine Gerechtigkeit nicht vergisst. Und denke so an seine Gerechtigkeit und sein Gericht, dass du die Barmherzigkeit nicht vergisst. Denn er übt niemals irgendeine Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit, und niemals Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit.

Der Mantel ist der Glaube, denn ebenso wie der Mantel alles bedeckt und alles in ihm eingeschlossen ist, so kann der Mensch mit dem Glauben alles erfassen und erlangen. Dieser Mantel soll besprengt sein mit den Zeichen der Liebe deines Bräutigams, nämlich wie er dich geschaffen hat, wie er dich erlöst hat, wie er dich aufzog, dich in seinen Geist einführte und deine geistlichen Augen auftat. Der Brustschmuck, der immer auf deiner Brust befestigt sein soll, ist das Betrachten seines Leidens: Wie er verspottet und gegeißelt wurde, wie er lebendig am Kreuze hing, blutig und verletzt in allen Gliedern, wie im Sterben sein ganzer Leib in der bittersten Pein und dem Schmerz erzitterte, und wie er seinen Geist in seines Vaters Hände befahl. Dieser Brautschmuck soll stets auf deiner Brust sein.

Eine Krone soll auf deinem Haupte sein, d.h. du sollst keusch in deinem Begehren sein, so dass du lieber Schläge erleidest, als weiter befleckt zu sein. Sei deshalb sittsam und höflich, denk an nichts anderes und begehre nichts anderes, als deinen Gott und deinen Schöpfer, denn wenn du ihn hast, hast du alles. Und in dieser Weise geschmückt, sollst du deinen Bräutigam erwarten.