24. Kapitel

Maria sprach: „Stell dir vor, dass es eine große Volksmenge gibt, und dass jemand in ihre Nähe geht, auf Rücken und Armen schwer von einer großen Bürde belastet und die Augen voller Tränen, und dass er so den Blick auf die Volksmenge wirft, um zu sehen, ob sich möglicherweise jemand um ihn kümmern und seine Last erleichtern könnte. So war ich, denn ich wurde von der Geburt meines Sohnes an bis zu seinem Tod von Trübsal heimgesucht.

Ich trug die größte Last auf meinem Rücken, indem ich ständig mit frommer Arbeit beschäftigt war und geduldig alles trug, was mir passierte. Ich musste eine schwere Last auf meinen Armen tragen, denn ich litt mehr Trübsal und Herzensqual, als irgendein anderes geschaffenes Wesen. Meine Augen waren voll Tränen, als ich die Glieder meines Sohnes betrachtete, die in Zukunft einmal gepeinigt und von Nägeln durchbohrt werden würden, und ebenso, als ich all das für ihn in Erfüllung gehen sah, was ich von den Propheten hatte sagen hören.

Aber nun werfe ich den Blick auf alle, die auf Erden sind, um zu sehen, ob es vielleicht einige gibt, die Mitleid mit mir haben und meinen Schmerz bedenken, aber ich finde nur sehr wenige, die an meine Trübsal und meinen Schmerz denken. Deshalb sollst du, meine Tochter, obwohl ich von vielen vergessen bin, mich doch nicht vergessen, sondern meinen Schmerz ansehen und mir nachstreben, so viel du kannst. Betrachte meine Qual und meine Tränen, und sei traurig darüber, dass Gottes Freunde so wenige sind. Steh stark; sieh, mein Sohn kommt!“

Und er kam sogleich und sagte: „Ich, der mit dir spricht, bin dein Gott und Herr. Meine Worte sind gleichsam Blüten eines guten Baumes, und wenn auch alle Blüten aus ein und derselben Baumwurzel kommen, entwickeln sie sich doch nicht alle zur Frucht. Sie sind meine Worte wie Blüten, die aus der Wurzel der göttlichen Liebe stammen. Viele nehmen sie entgegen, aber sie tragen keine Frucht bei allen und reifen nicht bei allen. Denn manche nehmen sie für eine Zeitlang an, aber werfen sie dann fort, weil sie meinem Geist gegenüber undankbar sind. Andere nehmen sie an und bewahren sie auf, da diese Menschen voller Liebe sind, und bei ihnen bringen sie Früchte göttlichen und heiligen Wandels.

Aber du, meine Braut, da du mit göttlichem Recht mein geworden bist, solltest drei Häuser haben. Im ersten muß es die notwendigen Dinge geben, die dem Körper zur Nahrung dienen. Im zweiten die Kleider die den Körper äußerlich bedecken. Im dritten die nötigen Geräte zum Nutzen des Hauses.
Im ersten sollte es drei Dinge geben, nämlich Brot, Trank und Zukost. Im zweiten sollte es auch drei Dinge geben, nämlich Kleider aus Leinen, Wolle und dem Tun der Seidenraupen. Im dritten soll es auch drei Dinge geben: Geräte und Gefäße, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, lebende Werkzeuge, mit denen lebende Wesen transportiert werde – nämlich Pferde, Esel und dergleichen Tiere, sowie Fahrzeuge, die durch lebende Wesen in Bewegung gesetzt werden.“