28. Kapitel

Der Sohn sprach zur Braut und sagte: ”Warum betrübst du dich so darüber, dass dieser Mann behauptet, meine Worte sein falsch? Werde ich durch seine Schmähungen etwa schlechter, oder durch sein Lob besser? In Wahrheit, ich bin unveränderlich; meine Ehre kann nicht vermindert oder vermehrt werden, und ich brauche gar kein Lob. Aber wenn der Mensch mich lobt, nützt er sich selbst damit, nicht mir.
Aus meinem Mund – ich bin ja die Wahrheit – ist niemals eine Unwahrheit ausgegangen und kann nicht ausgehen, denn alles, was ich durch die Propheten oder durch meine anderen Freunde geredet habe, das soll in Erfüllung gehen, entweder geistlich oder körperlich.

Es war nicht darum falsch, dass ich einmal eins gesagt habe, ein andermal etwas anderes, dass ich mich einmal deutlicher, einmal dunkler ausdrückte.
Denn um die Zuverlässigkeit meiner Treue zu beweisen, und um die Sorgfalt meiner Freunde zu erproben, habe ich vieles gezeigt, was alles nach den verschiedenen Wirkungen meines Geistes auf verschiedene Weise von Guten und Bösen gut oder schlecht verstanden werden kann, so dass sie in ihren verschiedenen Situationen etwas haben, womit verschiedene Menschen verschiedene Dinge im Dienst des Guten wirken können.

Denn so wie ich meine Göttlichkeit und meine Menschlichkeit in einer Person vereinigt habe, so redete ich manchmal auf meinen Wegen als Mensch – soweit das mit der Göttlichkeit vereinbar war, manchmal auf den Wegen meiner Göttlichkeit, die ja der Schöpfer meiner Menschengestalt war, wie es aus meinem Evangelium hervorgeht.
Und so waren meine Worte, obwohl die Lästerer und die Unwissenden sie uneinheitlich finden, dennoch wahr und wahrheitsgemäß. Es geschah auch nicht ohne Grund, dass ich manches auf dunkle Weise mitteilte, denn es war richtig, dass mein Ratschluss etwas verdunkelt werden sollte, so dass die Bösen es nicht fassen sollten, und jeder Gute eifrig auf meine Gnade harren und Belohnung für sein Warten gewinnen sollte. Denn wenn mein Ratschluss eine Zeitlang ausgeblieben wäre, hätten alle auf Grund der langen Wartezeit mit ihrem Harren und ihrer Liebe aufgehört.

Ich habe viel versprochen, was aber von den Menschen, die damals lebten, aus Undankbarkeit nicht beachtet wurde. Wenn sie mit ihrer Bosheit aufgehört hätten, hätte ich ihnen sicher das beschert, was ich versprochen hatte. Daher sollst du nicht betrübt sein, dass man meine Worte beschuldigt, sie seien lügenhaft, denn was Menschen unmöglich scheint, das ist für mich möglich. Meine Freunde wundern sich auch darüber, dass den Worten nicht gleich die Taten folgen. Aber das ist nicht ohne Grund so.

Wurde Mose nicht zu Pharao gesandt? Und doch zeigten sich nicht gleich die Zeichen! Warum? Ja, wenn die Zeichen und Taten gleich gekommen wären, so wäre Pharao´s Verstockung nicht offenbar geworden, und auch hätten sich Gottes Macht und Wundertaten nicht gezeigt. Nichtsdestoweniger wäre Pharao für seine Bosheit verurteilt worden, auch wenn Mose nicht gekommen wäre, obwohl seine Verstockung da noch nicht so offenbar geworden wäre.

So wird es auch jetzt geschehen. Bleib daher standhaft und tapfer. Wenn der Pflug auch von den Ochsen gezogen wird, so wird er doch nach dem Willen des Pflügers gelenkt. So sollen auch meine Worte, obwohl ihr sie hört und seht, doch nicht nach eurem Willen fortschreiten und vollendet werden, sondern nach meinem, denn ich weiß wie die Erde beschaffen ist, und wie sie gepflügt werden soll. Ihr sollt all euren Willen also mir überlassen und sagen: „Dein Wille geschehe!“