7. Kapitel

Der Sohn sprach zur Braut (Birgitta) und sagte: „Ich bin der König der Krone. Weißt du vielleicht, warum ich sage: „König der Krone?“ Gewiß war meine Göttlichkeit ohne Anfang und wird ohne Ende sein und besteht, und diese meine Göttlichkeit gleicht einer Krone, da eine solche ohne Anfang und Ende ist. Aber wie in einem Reich die Krone für den künftigen König aufbewahrt wird, so wurde meine Göttlichkeit in meiner Menschengestalt bewahrt, mit der sie gekrönt werden soll.

Ich hatte zwei Diener; der eine war Priester, der andere Laie. Petrus war der erste, und er hatte das Priesteramt inne. Paulus dagegen war Laie. Petrus war in seiner Ehe gebunden, aber als er sah, dass die Ehe nicht mit dem Amt des Priesters zusammenpassen würde und bedachte, dass die Tugend seines Sinnes durch mangelnde Enthaltsamkeit gefährdet werden könnte, so trennte er sich von der sicher zugelassenen Ehe, indem er sich vom Bett seiner Frau enthielt, und mit vollkommenem Sinn an mir festhielt. Paulus hielt Keuschheit ein und bewahrte sich unbefleckt vom ehelichen Bett.

Sieh, welche Liebe ich diesen beiden bewiesen habe! Dem ersten, Petrus, gab ich die Schlüssel des Himmelreichs, so dass das, was immer er auf Erden band und löste, auch im Himmel gebunden und gelöst sein sollte. Dem anderen, Paulus, schenkte ich, dass er Petrus an Ehre und Würde gleich sein sollte. Denn so, wie sie auf Erden gleich und vereint waren, so sind sie jetzt im Himmel vereint und in ewiger Ehre verherrlicht. Denn obwohl ich gerade diese beiden erwähnt habe, verstehe ich unter ihnen und mit ihnen meine anderen Freunde. Denn wie ich einst im Gesetz nur zu Israel wie zu einem einzigen Menschen geredet habe, so habe ich doch das ganze Volk Israel mit diesem Namen bezeichnet. So verstehe ich nun unter diesen beiden mehrere – ja die, die ich mit meiner Ehre und Liebe erfüllt habe.

Als eine Zeitlang vergangen war, begann sich das Böse jedoch zu verfielfachen und das Fleisch zu erkranken und mehr zum Bösen hinzuneigen. Deshalb erwies ich den beiden Ständen, den Priestern und den Laien, Barmherzigkeit, die ich meine, wenn ich Petrus und Paulus sage, und ich erlaubte den Priestern, Kirchengüter in maßvoller Weise für das leibliche Wohl zu nutzen, damit sie umso eifriger und fleißiger in meinem Dienst werden sollten. Ich habe auch den Laien gestattet, Ehen nach der Sitte der Kirche zu haben.

Unter den Priestern war es ein guter Mann, der bei sich selbst so lachte: „Das Fleisch zieht mich zu schlechtem Begehren und die Welt zu schädlichen Ansichten, und der Teufel legt mir auf mannigfache Weise einen Hinterhalt zur Sünde. Daher will ich, damit ich nicht vom Fleisch und von Begierde unterdrückt werde, mir in allen meinen Handlungen Mäßigkeit auferlegen, und maßvoll in Erquickung und in Ruhe sein. Ich will gebührende Zeit mit Arbeit und Gebet verbringen und mein Fleisch mit Fasten zügeln.

Zweitens will ich, damit die Welt mich nicht von der Gottesliebe abbringt, alles verlassen, was von der Welt ist, weil es ja doch vergänglich ist. Es ist sicherer, Christus in Armut nachzufolgen. Drittens will ich mich, damit der Teufel mich nicht betrügt, der stets das Falsche für wahr erklärt, der Leitung eines anderen unterordnen und diesem gehorchen. Ich will all meinen Eigenwillen ablegen und mich zu allem bereit machen, was mir von dem anderen befohlen wird. Das war er, der in das erste Kloster eintrat, in lobenswerter Weise dort verblieb und sein Leben so führte, dass er von anderen nachgeahmt wurde.

Der Stand der Laien war eine Zeitlang gut eingerichtet. Manche von ihnen bearbeiteten das Land und waren fleißig und auf den Äckern bei der Arbeitet. Anderen segelten auf Schiffen und führten Handelswaren in andere Länder, damit die Fruchtbarkeit eines Gebietes der Armut eines anderen zu Hilfe kommen sollte. Andere betrieben Handwerk und übten verschiedene Künste aus.

Unter diesen gab es einige Verteidiger meiner Kirche, die jetzt Hofmänner genannt werden. Diese nahmen die Waffen, um die heilige Kirche zu verteidigen und deren Feinde zu bekämpfen. Unter diesen Hofmännern gab es einen guten Mann, meinen Freund, der bei sich dachte: „Ich bearbeite nicht den Boden wie ein Landmann. Ich arbeite nicht auf den Wogen des Meeres wie ein Kaufmann. Ich betreibe auch kein Handwerk, wie ein guter Arbeiter.

Was soll ich da machen? Mit welchen Arbeiten soll ich meinem Gott dienen? Ich habe ja keine Manneskräfte bei der Arbeit in der Kirche. Mein Körper ist schwach und zu zart, um Wunden zu ertragen. Meine Hand ist zu klein, um Feinde zu schlagen. Mein Sinn hat es schwer, sich zu den himmlischen Dingen zu erheben. Was soll ich da machen? Ja, ich weiß, was ich tun werde. Ich will aufstehen und unter einem weltlichen Fürsten einen festen Eid ablegen, mit meinen Kräften und meinem Blut den Glauben der heiligen Kirche zu verteidigen.“

Als dieser mein Freund zum Fürsten kam, sagte er: „Herr, ich gehöre zu den Verteidigern der Kirche. Mein Körper ist allzu schwach, um Wunden zu ertragen, meine Hand zu schwächlich, um zuzuschlagen, mein Sinn ist unbeständig, wenn es gilt, an das Gute zu denken. Mir gefällt der eigene Wille, und die Ruhe lässt mich nicht wie eine feste Mauer Gottes Haus stützen. Daher verpflichte ich mich mit einem öffentlichen Eid unter dem Gehorsam gegen die heiligen Kirche und dich, o Fürst, dass ich sie alle Tage meines Lebens verteidigen werde. Weil mein Sinn und Wille vielleicht zu schwach sind, sich zum Kampf zu entschließen, muß und kann ich auf Grund meines Eides doch gezwungen werden, zu arbeiten.“

Der Fürst antwortete ihm: „Ich will mit dir zum Haus des Herrn gehen und Zeuge für deinen Eid und dein Versprechen sein.“ So kamen beide zu meinem Altar, und mein Freund beugte vor meinem Altar die Knie und sagte: „Ich bin allzu schwach in meinem Fleisch, um Wunden zu ertragen. Der eigene Wille ist mir sehr lieb. Meine Hand ist zu schwach, um zuzuschlagen. Daher verspreche ich nun Gehorsam gegenüber Gott und dir, der mein Vorgesetzter ist, in dem ich mich mit einem festen Eid verpflichte, die heilige Kirche gegen ihre Feinde zu verteidigen und Gottes Freunde zu unterstützen, den Witwen, vaterlosen Kindern und den treuen Dienern Gottes Gutes zu tun, und nie etwas zu tun, was gegen die Kirche Gottes und gegen ihren Glauben ist.

Weiter verpflichte ich mich, deiner Mahnung zu folgen, wenn ich Fehler mache, so dass ich mich, da ich zum Gehorsam verpflichtet bin, umso besser vor Sünden und dem Eigenwillen in Acht nehmen kann, deinen und Gottes Willen umso eifriger und leichter befolgen kann und wissen kann, dass es für mich viel verdammenswerter und verächtlicher als für andere ist, wenn ich den Gehorsam verletze und mich erdreiste, mich deinen Geboten entgegenzustellen.“

Nachdem dieses Gelübde an meinem Altar abgelegt war, dachte der Fürst natürlich nach und bestimmte ihm zum Zeichen, dass er seinem Eigenwillen abgeschworen hatte, eine Kleidung, die sich von anderen weltlichen Trachten unterschied, und damit er wissen sollte, dass er einen Vorgesetzten hatte und ihm gehorchen musste. Der Fürst legte auch ein Schwer in seine Hände und sagte: „Mit diesem Schwert sollst du die Feinde Gottes schlagen und töten.“

Und er legte einen Schild in seinen Arm, indem er sagte: „Mit diesem Schild sollst du dich gegen die Wurfspitze der Feinde verteidigen und das, was man dir zufügt, geduldig ertragen, so dass eher der Schild zerbricht, als dass du die Flucht ergreifst.“ Im Beisein meines Priesters gelobte mein Freund, all dies treu zu befolgen, und nach Ablegung des Gelübdes reichte ihm der Priester meinen Leib zur Kraft und Stärke, so dass mein Freund, durch meinen Leib mit mir vereint, sich niemals von mir trennen würde. So war mein Freund Georg und viele andere, und solche Männer müssen auch Ritter sein, die auf Grund ihrer Würde und Tracht, wegen ihrer Taten und der Verteidigung des heiligen Throns, ihren Namen haben sollten.

Hör nun, was meine Feinde dagegen tun, was meine Freunde vorher taten. Meine Freunde, die gingen ins Kloster aus kluger Furcht und göttlicher Liebe. Aber die, die jetzt im Kloster sind, die gehen aus Hoffahrt und Gewinnsucht in die Welt hinaus, und sie haben ihren eigenen Willen und tun das, was für den Leib angenehm ist. Es ist gerecht, dass die, die in einem solchen Willen sterben, die himmlischen Freuden nicht kennenlernen oder gewinnen sollen, sondern stattdessen die Pein in der Hölle ohne Ende.

Wisse auch, dass die Klosterbrüder, die gegen ihren eigenen Willen und aus göttlicher Liebe Prälaten werden, nicht zu dieser Anzahl gerechnet werden sollen. Und die Ritter, die meine Waffen trugen, waren bereit, ihr Leben für die Gerechtigkeit hinzugeben und ihr Blut für den heiligen Thron zu vergießen; sie verschafften denen, die es brauchten, Gerechtigkeit und unterdrückten und demütigten die Bösen.

Aber jetzt – höre, wie verkehrt sie sind! Nun gefällt es ihnen mehr aus Hoffahrt, Gewinnsucht und Neid nach den Eingebungen des Teufels im Krieg zu sterben, als nach meinen Geboten zu leben, um die ewige Freuden zu erhalten. Daher werde ich allen, die mit einem solchen Willen sterben, ihren Lohn nach gerechtem Urteil geben – ihre Seelen werden auf ewig die Gesellschaft des Teufels genießen.
Aber die, die mir dienen, sollen mit der himmlischen Heerschar einen Lohn ohne Ende empfangen. Diese Worte habe ich, Jesus Christus, gesprochen, ich, der wahrer Gott und Mensch ist, eins mit dem Vater und dem Heiligen Geist, immer Gott.“