11. Kapitel

Die Braut (Birgitta) sprach demütig im Gebet zu Christus und sagte: ”O mein Herr Jesus Christus, ich glaube so fest an dich, dass auch wenn eine Schlange vor meinem Munde läge, würde sie nicht hineinkommen, wenn du es nicht zu meinen Gunsten erlauben würdest!“
Johannes der Täufer sagte: Er, der sich dir zeigt, ist natürlich Gottes Sohn, von dem der Vater in meinem Beisein Zeugnis ablegte und sagte: „Dies ist mein Sohn.“ Er ist der, von dem der Heilige Geist ausging, der sich in Gestalt einer Taube über ihm zeigte, während ich taufte. Er ist der wahre Sohn der Jungfrau nach dem Fleisch, und ich berührte seinen Leib mit meinen Händen. Glaube daher fest an ihn und geh auf seinem Weg vorwärts, denn er ist der, der den rechten Weg zum Himmel zeigte, auf dem Arm und Reich zum Himmel kommen können.

Aber jetzt kannst du fragen, wie der Reiche beschaffen sein soll, um in den Himmel einzugehen, wenn Gott selbst gesagt hat, es sei leichter für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen, als dass ein Reicher zum Himmel gelangt. Darauf antworte ich dir: Der Reiche, der so beschaffen ist, dass er fürchtet, dass etwas bei ihm zu unrecht erworben ist, der Sorge hat, dass seine Besitztümer nicht unnütz oder gegen Gott ausgegeben und verbraucht werden, der irdischen Besitz und Ehre gegen seinen Willen hat, der sich gern von ihnen trennen würde, der betrübt ist, wenn Seelen zu Schaden kommen und Gott verunehrt wird, und der – wenn er auch durch Gottes Anordnung in gewissem Ausmaß gezwungen ist, weltliche Dinge zu besitzen, aber doch mit ganzem Fleiß darüber wacht, dass man Gott lieb behält – ein solcher Reicher bringt Frucht und ist selig, reich und Gott lieb.

Aber so ist dieser reiche Bischof nicht; er ist stattdessen wie ein Affe, der vier Kennzeichen hat. Das erste ist, dass ihm Kleider hergestellt werden, die bis zu seinem Unterteil reichen und die oberen Teile bedecken, während seine Schamteile ganz nackt zu sehen sind. Sein zweites Kennzeichen ist, dass er mit seinen Fingern übel riechende Dinge anfasst und sie in seinen Mund führt. Das dritte ist, dass er ein menschliches Gesicht hat, aber die Farbe und der übrige Körper der eines Tieres ist. Das vierte ist, dass – obwohl er Hände und Füße hat, trampelt doch mit Fingern und Händen im Schmutz herum.

Ja, dieser Bischof ist töricht, wie ein Affe, neugierig auf die Nichtigkeiten der Welt und in verdrehter Weise von lobenswerten Taten abgewandt, denn er hat Gewänder, d.h. die Bischofsweihen, die vor Gott sehr ehrenwert und kostbar sind, und doch sehen seine Schamteile nackt aus, denn seine leichtfertigen Sitten und fleischlichen Begierden werden von den Menschen gesehen und erregen das Verderben der Seelen.
Dagegen sagt der berühmte Ritter, dass die Schamteile der Menschen mit größerem Anstand umgeben sein sollen, und meint damit, dass die tierischen Triebe der Kleriker unter guten Taten verborgen sein müssen, so dass die Schwachen sich kein schlechtes Beispiel daran nehmen.

Der Affe fasst auch stinkende Sachen an und riecht daran. Was tut der Finger anders, als auf eine beschädigte Sache hinzuweisen, so wie ich, als ich Gott in Menschengestalt sah, mit dem Finger auf ihn wies und sagte: „Sieh Gottes Lamm!“
Was sind die Finger des Bischofs anderes, als seine lobenswerten Sitten, mit denen er anderen Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe zeigen sollte? Aber nun zeigt er mit seinen Werken, dass er reich, hochgeboren, weise in weltlichen Dingen und freizügig mit Geldern ist. Was ist das alles, wenn nicht dies gleichsam die Finger in übel riechende Sachen zu stecken? Denn sich des Fleisches und der vielen Hausangestellten zu rühmen, was ist das anderes, als sich wegen aufgeblasener Säcke zu rühmen?

Der Affe hat, wie gesagt, auch ein menschliches Gesicht, während seine übrige Gestalt tierisch ist. So ist die Seele dieses Bischofs mit Gottes Zeichen versehen, aber entstellt durch seine eigene Gewinnsucht. Viertens: Wie der Affe mit Füßen und Händen den Schmutz berührt, und darin herumtrampelt, so trachtet dieser mit seiner Begierde und seinem Tun nach irdischen Dingen, wendet sein Gesicht vom Himmlischen ab und beugt sich vor dem Irdischen wie ein vergessliches Tier. Kann ein solcher Mensch Gottes Zorn mildern? Keineswegs – eher erweckt er Gottes gerechten Zorn gegen sich.“

Zusatz
Diese Offenbarung handelt von einem Kardinallegaten während des Jubeljahres. Gottes Sohn spricht: „O du übermütiger Rechenkünstler, wo ist nun dein Staat, die Pracht deiner Pferde? Du wolltest nicht verstehen, während du Ehre genossen hast, deshalb bist du jetzt verunehrt! Antworte nun, obwohl ich alles weiß, auf das, was ich frage, so dass diese neue Braut es hört!“

Und gleich zeigte sich etwas wie ein schlotternder und nackter Mensch, seltsam missgestaltet. Der Richter sagte zu ihm: „O Seele, du hast doch gelehrt, die Welt und ihre Reichtümer zu verachten – warum bist du ihnen dann gefolgt?“ Die Seele erwiderte: „Weil mir der ekelhafteste Gestank angenehmer war, als dein überaus lieblicher Wohlgeruch.“

Und nachdem er das gesagt hatte, goss ein Neger einen Bottich mit Schwefel und Gift über ihn aus.
Weiter sagte der Richter: „O Seele, du warst eingesetzt, ein Leuchter für die Völker zu sein. Warum hast du nicht mit deinem Wort und Beispiel geleuchtet?“ Die Seele gab zur Antwort: „Weil deine Liebe aus meinem Herzen ausgetilgt war. Ich ging wie ein Mensch ohne Gedächtnis und wie ein umherirrender Mann, der das Nahe liegende betrachtet und nicht auf das Zukünftige achtet.“

Nachdem sie das gesagt hatte, wurde die Seele ihres Augenlichts beraubt. Und ein Neger, den man neben ihr stehen sah, sagte: „O Richter, diese Seele gehört mir; was soll ich tun?“ Der Richter entgegnete: „Reinige sie und setze sie gleichsam unter Druck bis die Ratsversammlung kommt, wo erörtert werden soll, was die Abordnung ihrer Freunde und Feinde vorzubringen hat.“