109. Kapitel

Maria spricht: „Wenn man einem vornehmen Herrn Nüsse anbietet, passiert es manchmal, dass ein paar von ihnen leer sind, und diese sollen dann gefüllt werden, dass sie angenehmer sind. So verhält es sich auch mit geistlichen Taten. Viele vollbringen viele gute Taten, um deretwillen sich die Sünde verringert, so dass sie nicht in die Hölle kommen. Doch gab es vor diesen guten Taten und unter ihnen viele leere und nichtige Zeiten. Es ist notwendig, dass all diese ausgefüllt werden, wenn es Zeit gibt, um zu arbeiten. Aber wenn die Zeit nicht reicht, so mag Reue und Liebe alles ersetzen.

So bot Maria Magdalena Gott Nüsse, d.h. gute Taten an. Unter diesen Nüssen waren manche leer, denn lange Zeiten hatte sie gesündigt, aber diese füllte sie mit der Zeit alle mit Geduld und Arbeit aus. Johannes der Täufer opferte Gott sozusagen viele Nüsse, denn er hatte von Jugend auf Gott gedient und ihm seine Zeit geopfert. Die Apostel wiederum opferten Gott halbvolle Nüsse, denn vor ihrer Bekehrung waren viele von ihren Zeiten auf unvollkommene Weise angewandt.
Aber ich, die Gottes Mutter bin, habe Nüsse geopfert, die voll und süßer als Honig waren, denn ich war von Jugend auf voll von Gnade und war in Gnaden bewahrt. Daher sage ich, dass – obwohl dem Menschen die Sünde vergeben ist, müssen doch die vorhergehenden leeren Zeiten, in denen der Mensch Zeit hat, durch Geduld und Liebesarbeit wieder gutgemacht werden.