113. Kapitel

Der Sohn spricht: „Wer es will, mag die Schriften lesen, und er wird dort finden, dass ich aus einem Hirten einen Propheten machte, und dass ich Jünglinge und Ungebildete mit dem Geist der Prophetie erfüllte. Aber wenn auch nicht alle meine Erlösungsworte empfangen haben, so haben meine Worte doch die meisten erreicht, damit meine Liebe offenbar werden sollte. Ebenso habe ich keine gelehrten Männer, sondern Fischer ausgewählt, um das Evangelium zu verkünden, damit sie sich nicht mit ihrer Weisheit grosstun, und damit alle verstehen sollten, dass – so wie Gott wunderbar und unerforschlich in sich selber ist, so sind auch seine Taten unergründlich, und im Kleinsten wirkt er das Größte.

Jeder Mensch, der hinter der Welt herläuft, um ihre Ehre zu ergattern und seine Wollust zu befriedigen, legt sich eine große Bürde auf. Sieh, ich will dir ein Gleichnis von einem Mann erzählen. Er lief mit all seiner Sehnsucht hinter der Welt her, erwarb sich einen großen Namen auf der Welt und lud die größte Sündenlast auf seinen Rücken. Deshalb hat er jetzt einen großen Namen in der Hölle; er hat zur Belohnung eine große Bürde und einen hervorragenden Platz am Wohnsitz der Plagen.

An diesem Platz sind schon manche vor ihm hinab gefahren, manche mit ihm, manche nach ihm. Die fahren vor ihm hinunter, die ihn mit Rat und Hilfe darin bestärkten, seine Bosheit zu verbreiten. Der Lohn für seine Taten fuhr mit ihm hinab. Aber die seinem Beispiel folgten, stiegen mit ihm hinunter. Daher rufen die Erstgenannten ihm wie aus einem Kampfe mit den Worten zu: „Weil du unseren Ratschlägen gefolgt bist, brennen wir durch deine Anwesenheit in noch einer heißeren Flamme. Deshalb seist du verflucht und wert, da aufgehängt zu werden, wo der Strick nicht reißt und das Feuer ewig bleibt. Die schlimmste Schande treffe dich für deinen Übermut und deinen Ehrgeiz!“

Seine Taten rufen und sagen: „Elender, die Erde konnte dich mit ihren Früchten nicht ernähren; deshalb hast du alles haben wollen. Gold und Silber konnte deine Gier nicht sättigen; daher hast du nun alles verloren, lebende Raben sollen deine Seele zerfleischen, die in Stücke gerissen wird und doch nicht vergeht, aufgelöst wird und doch beständig lebt.“

Aber die, die nach ihm hinab fuhren, rufen: „Weh dir, dass du geboren wurdest! Deine Lust soll dir in Hass gegen Gott verwandelt werden, so dass du nicht ein einziges Wort reden willst, woran sich Gott erfreuen könnte. So wie alle Erquickung, alle liebliche Labsal und unaussprechliche Freude in der Liebe zu Gott und in seiner Verehrung besteht (eine Freude, die wir unwürdig sind, zu genießen, weil wir dir gefolgt sind), so soll dich Trauer und Missgeschick durch die Gesellschaft der Teufel heimsuchen.

Scham und Unehre für deine Ehre, Feuer für deine Begierde, Kälte für deinen Egoismus und ständige Ruhelosigkeit für deine fleischlichen Genüsse. Und für den großen Namen, den du unwürdig getragen hast, treffe dich Verfluchung, und für deinen ehrenvollen Platz sollst du auf den verächtlichsten Platz verwiesen werden.“ Siehe, solche Dinge verdienen die, die sich gegen Gottes Verordnung in so etwas einwickeln lassen, um nun in einem Gleichnis zu sprechen.“

Zusatz
Ein Ritter versuchte ständig, neue Arten zu finden, und zog durch Wort und Beispiel viele ins Verderben. Er war gegen Frau Birgitta feindlich eingestellt, und da er selbst nicht wagte, sie zu schmähen, veranlasste er dazu einen anderen, der sich stellte, betrunken zu sein um Schimpfworte gegen Frau Birgitta auszustoßen.
Als sie zu Tische saß, sagte er zu ihr, so dass die Großen es hören konnten: „Meine Frau, du träumst zuviel, du wachst zuviel; es würde dir gut tun, mehr zu trinken und zu schlafen. Hat Gott etwa die Menschen mit einem reinen Leben verlassen und redet jetzt mit vornehmen Weltmenschen? Es ist dumm, deinen Worten Glauben zu schenken.“

Als er das sagte, wollten die Anwesenden ihn strafen, aber Frau Birgitta verhinderte das und sagte: „Lasst ihn reden, denn Gott hat ihn gesandt. Warum sollte ich, die ich in meinem ganzen Leben meinen eigenen Ruhm gesucht und Gott gekränkt habe, keine gerechten Worte hören? Er sagt mir nur die Wahrheit.“ Als dieser Herr das hörte, wurde er von Reue ergriffen, versöhnte sich mit Frau Birgitta und nahm ein lobenswertes Ende.