114. Kapitel |
Der Sohn spricht: „Hüte dich vor den Braten des Teufels, die er im Feuer der Geilheit und Begierde anrichtet. Wenn man etwas Fett ins Feuer bringt, muss etwas davon herabtropfen. So rühren Sünden auch vom Umgang und der Gesellschaft mit Weltmenschen. Auch wenn du nicht die Gewissen von allen kennst, verraten doch die äußeren Zeichen, was sich drinnen in der Seele verbirgt.“
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Zusatz |
Dieser war Propst und lebte nach seinem eigenen Wohlgefallen, aber als er nach Rom gekommen war, besserte er sehr lobenswert sein Leben. Als er Monte Gargano und die Reliquien des hl. Nikolaus besucht hatte, kehrte er zur Frau Birgitta zurück, deren Rat er strengt befolgte. Er sagte u.a., dass er sich sehr wunderte, warum die große und berühmte Stadt Sipontum, wo so viele Leiber der Heiligen begraben liegen, zerstört wurde.
Am folgenden Tag offenbarte sich Gottes Sohn und sagte zu ihr: „Dein Freund wundert sich über die Stadt, die zerstört worden ist. Wahrlich, meine Tochter, dies ist wegen der Sünden der Einwohner geschehen; vielleicht, dass auch andere Städte eine solche Strafe verdient haben. In Sipontum wohnte ein Freund von mir, der eine vollkommene Liebe zu mir hatte, ständig die Unsitten der anderen tadelte und bekämpfte und, als er ihre Verhärtung sah, mich unter Tränen bat, dass der Platz lieber veröden sollte, als dass so viele Seelen täglich in Gefahr schwebten. Ich sah sein Weinen, und dass niemand sich aufrichtig bemühte, mich zu besänftigen, und deshalb ließ ich es zu, dass das geschah, wovon man jetzt reden hört.“ Sie sagte: „O Herr, es ist beklagenswert, dass auch die Gebeine und Leiber vieler guter Menschen dort wie unrein und ohne Schutz liegen.“ Christus antwortete: „So wie ich die Seelen meiner Auserwählten in mir selbst habe, so sorge ich mich auch um die Reliquien meiner Freunde, die mein Kleinod sind, bis sie einst die doppelte Kleider empfangen werden, die ihnen versprochen sind.“ Frau Birgitta fragte weiter: „O mein liebster Herr, ich glaube, dass die Päpste Sipontum viele Gnadengaben und Sündenerlasse verliehen haben. Sind nun auch diese Gnadengaben ausgelöscht, wenn die Mauern abgerissen sind?“ Christus erwiderte: „Welcher Platz ist heiliger als Jerusalem, wo ich, Gott selbst, meine Spuren eingedrückt habe? Und welcher Platz ist nun mehr verachtet? Es ist ja von den Ungläubigen bebaut und zertreten. Doch finden die, die nach Jerusalem kommen, dieselbe Gnade und Sündenvergebung wie früher. Ebenso ist es mit diesem Platz; alle, die mit Liebe und vollkommenem Willen dahin kommen, sollen an derselben Gnade und demselben Segen teilhaben, wie ihn diese Stadt zur Zeit ihrer Blüte hatte, auf Grund ihres Glaubens und ihrer Liebe und der Mühe, die sie sich gemacht haben, um dorthin zu kommen.“ |