128. Kapitel

Die Mutter (Maria) spricht: „Sage diesem alten Priester und Einsiedler, meinem Freund: „Wer gegen seinen Willen und seinen Seelenfrieden , von seinem Glauben und seiner Liebe zu seinen Mitmenschen verpflichtet, manchmal seine einsame Zelle und seine stille Betrachtung verlässt, aus Liebe von seiner Eremitenwohnung zu den Menschen herabsteigt, um ihnen geistliche Ratschläge zu erteilen, und durch dessen Beispiel und heilsame Ratschläge viele Seelen sich zu Gott bekehren, und die sich schon bekehrt haben, zur Vervollkommnung der Tugenden weiter fortschreiten – der möchte nun demütig wissen, wieweit hier etwa die heimtückische Schlauheit und ein Betrug des Teufels vorliegen kann und hat deshalb einen demütigen Rat von dir begehrt und gebeten, dass du für ihn beten sollst.

Im Hinblick darauf – nämlich ob es Gott mehr gefällt, dass er die Schönheit seiner Kontemplation mehr für sich selbst genießt, als dass er diese Liebe seinen Mitmenschen angedeihen lässt – sollst du ihm also in meinem Namen sagen, dass es Gott wahrlich mehr gefällt, dass er – wie gesagt – manchmal von seiner Eremitenklause heruntersteigt und hingeht, seinen Mitmenschen das genannte Liebeswerk zu beweisen, indem er sie an den Tugenden und Gnadengaben teilhaben lässt, die er selbst von Gott empfangen hat, so dass sie sich dadurch bekehren und inniger an Gott festhalten und an der eigenen Ehre dieses Eremiten teilhaben, als dass er in seiner einsamen Klause seine Sinnesfreude für sich selbst genießt.

Und sage ihm, dass er im Himmel eine größere Belohnung und einen größeren Verdienst für diese seine Liebe erhalten wird, wenn er stets in Übereinstimmung mit dem Rat und Willen seines älteren geistlichen Vaters handelt. Sage ihm auch, dass ich will, dass er alle Eremiten und auch alle Nonnen und einzeln lebende Frauen, die früher geistliche Kinder des Eremiten waren, der mein Freund war und jetzt tot ist, zu seinen geistlichen Kindern macht und sie nach seinem Rate lenkt.

Ja, er soll sie alle in geistlicher und tugendreicher Weise mit seinem liebvollen Rat lenken, wie dieser sie lenkte, als er lebte, denn das ist Gottes Wunsch. Und wenn sie ihn als ihren Vater nehmen und ihm in ihrem geistlichen und ihrem Eremitenleben demütig gehorchen, dann wird er ihnen Vater und ich ihre Mutter sein. Aber wenn einer von ihnen ihn nicht zu seinem geistlichen Vater nehmen oder ihm gehorchen will, dann wäre es für diesen Ungehorsam besser, dass er sich gleich von den anderen zurückzöge, als dass er länger unter ihnen bleibt. Mein Freund, der Eremit, soll aber zu ihnen hingehen und in seine Klause zurückkehren, so oft es ihm notwendig scheint, dich immer nach dem Rat und Willen seines älteren Vaters.“