129. Kapitel

Der Sohn (Jesus Christus) spricht zur Braut: „Ich sagte dir vorher, dass ich das Herz des Tieres und das Blut des Fisches haben möchte. Was ist das Herz des Tieres anderes, als die unsterbliche Seele der Christen, die ich so liebe, und die mir mehr gefällt als alles, was auf der Welt begehrenswert erscheint? Was ist das Fischblut anderes, wenn nicht die vollkommene Liebe zu Gott? Daher muss das Herz mir von den reinsten Händen und das Blut in einem hübsch verzierten Gefäß angeboten werden, denn die Reinheit ist Gott und den Engeln wohlgefällig.

Ja, wie der Edelstein in einem Ring ist die Reinheit bei jeder geistlichen Tat das Allerbeste. Die Gottesliebe muss in einem schön verzierten Gefäß dargebracht werden, denn die Seele der Heiden muss in der brennend Sten Liebe zu Gott leuchten und brennen, und in der Liebe müssen die Gläubigen und Ungläubigen wie in einem Leib mit Gott, ihrem Haupt, vereinigt werden. Wer mir das in der Sünde verhärtete Herz des Christen anbieten will, der wie ein Tier ohne das Joch des Gehorsams ist, mit Lastern herumläuft und in seinen Lüsten lebt, muss einen spitzen Bohrer durch seine Hände treiben, denn dann können ihm weder Schwert noch Pfeile etwas anhaben.

Was sind die Hände des gerechten Mannes, wenn nicht seine Taten, die weltlichen und die geistlichen? Die leibliche Hand, das heißt, zum Bedarf und Unterhalt des Leibes zu arbeiten. Die geistliche Hand ist, zu fasten, zu beten und dergleichen. Aber damit jede Handlung eines Menschen maßvoll und klug ist, muss sie mit Gottesfurcht durchbohrt sein. Denn der Mensch muss zu jeder Stunde bedenken, dass Gott immer gegenwärtig ist, und er muss fürchten, die Gnade zu verlieren, die ihm verliehen ist, denn ohne Gottes Hilfe kann der Mensch nichts tun, aber mit seiner Liebe kann er alles.

Wie der Bohrer Löcher in die Sachen bohrt, auf die er angesetzt wird, so macht die Gottesfurcht alle Taten fest, bereitet den Weg für die Gottesliebe und ruft Gott zu Hilfe. Daher soll der Mensch in allen seinen Taten gottesfürchtig und klug sein, denn wie beide Arten von Arbeit, die geistliche wie die weltliche, notwendig sind, können sie doch ohne Gottesfurcht und Klugheit nichts nützen, denn Mangel an Klugheit und Vermessenheit zerstört und verwirrt alles und macht auch die Ausdauer zunichte.

Wer das harte Tier besiegen möchte, soll also unbeugsam fest in Handlungen der Klugheit sowie standhaft in der Gottesfurcht und in der Hoffnung auf Gottes Hilfe sein, und so versuchen, das harte Herz aufzubrechen, so weit er es vermag und Gott seine Hilfe dazu gibt.
Mein Freund soll auch seine Augen mit dem Augenlid eines Walfischs schützen, befestigt mit dem stärksten Pech, denn sonst stirbt er durch den Blick des Basilisken. Was ist das Auge des gerechten Mannes, wenn nicht die doppelte Betrachtung, die er täglich üben muss, nämlich das Betrachten von Gottes Wohltaten und die Selbsterkenntnis? Wenn er Gottes Wohltaten und seine Barmherzigkeit bedenkt, soll er seine eigene Hinfälligkeit und seine Undankbarkeit gegenüber dem Gott beachten, der ihm so viele Wohltaten erwiesen hat.

Und wenn seine Seele einsieht, dass er ein strenges Gericht verdient, so soll er das Auge seiner Betrachtung mit dem Augenlid eines Walfisches versehen, d.h. mit dem Glauben an Gottes Güte und der Hoffnung auf ihn, so dass er nicht dadurch ermattet, dass er an Gottes Barmherzigkeit denkt, oder die Hoffnung aufgibt, indem er an sein Gericht denkt. Denn wie die Augenlider des Walfischs nicht so weich wie Fleisch und auch nicht hart wie Knochen sind, so soll der Mensch den Mittelweg in seiner Betrachtung von Gottes Barmherzigkeit und seinem Gericht einhalten, indem er standhaft auf die Barmherzigkeit hofft und klug das Gericht fürchtet.
Er soll sich auch über die Barmherzigkeit freuen und in Gerechtigkeit von Tugend schreiten. Wer in dieser Weise täglich mit Furcht und Hoffnung an die Barmherzigkeit und Gerechtigkeit denkt, der braucht das Auge des Tieres nicht zu fürchten.

Und was ist das Auge des Tieres anderes, wenn nicht die weltliche Weisheit und der zeitliche Fortschritt? Die Weisheit der Welt, die mit dem ersten Auge des Tieres verglichen werden kann, ist wie der Blick des Basilisken, denn der hofft auch nur auf das, was er sieht, und seine Belohnung ist gering, da er nur nach dem Vergänglichen trachtet. Die göttliche Weisheit hofft dagegen auf das, was sie nicht sieht, kümmert sich nicht um weltlichen Erfolg, liebt Demut und Geduld und sucht keine andere Belohnung, als die ewige.

Das zweite Auge des Tieres ist der Erfolg in der Welt; der wird von den Bösen angestrebt, so dass sie das Himmlische vergessen und sich gegen Gott verhärten. Jeder Mensch, der sich um die Erlösung seines Mitchristen kümmert, soll also seine Augen klug mit denen des Tieres, d.h. mit den Augen des Mitchristen, verbinden, indem er ihm die Wohltaten des barmherzigen Gottes und seine strengen Gerichte vor Augen hält, die Worte der Weisheit Gottes den weltlichen Worten entgegenhält, den nicht enthaltsam Lebenden einen Wandel in ständiger Enthaltsamkeit zeigt, der aus Liebe zu Gott den Reichtum und die Ehre des Augenblicks verachtet, häufig predigt und das, was er predigt, durch die Tat vervollkommnet, denn ein geistliches Leben bekräftigt die gesprochenen Worte, und heilige Vorbilder nützen mehr als schöne Worte, die nicht durch die Tat verwirklicht werden.

Die, welche stets Gottes Wohltaten und seine Gerichte im Sinn haben, die ständig Gottes Wort im Munde führen, sie mit der Tat vollenden und eine feste Hoffnung auf Gottes Güte haben, die werden nicht vom Schwert des bösen Feindes, d.h. von den trügerischen Gedanken verwundet, sondern werden immer besser und besser und bringen in ihrer Liebe die Irrenden zur wahren Gottesliebe. Aber die, die mit der Gnade, die sie empfangen haben, prahlen und sich durch ihre Weisheit und Beredsamkeit zu bereichern suchen, die sind tot, obwohl sie leben.

Er muss auch eine Stahlplatte an seinem Herzen festbinden, denn er muss ständig Gottes Liebe vor Augen haben, indem er bedenkt, wie Gott sich gedemütigt hat und Mensch geworden ist, wie er bei seiner Predigttätigkeit Hunger, Durst und Mühe ertrug, wie er am Kreuz aufgehängt wurde, von den Toten auferstand und zum Himmel aufgefahren ist.

Diese Stahlplatte, d.h. die Liebe, ist breit und flach, wenn der Sinn bereit ist, willig die Trübsale zu tragen, die kommen, wenn der Mensch nicht über Gottes Gerichte murrt und sich nicht über Missgeschicke aufregt, sondern seinen Willen nach dem Willen Gottes richtet und seinen ganzen Leib Gott zur Verfügung stellt. O Tochter, ich war der stärkste Stahl, als ich – am Kreuze ausgestreckt – gleichsam mein Leiden und meine Wunden vergaß und für meine Feinde betete.

Weiter muss man die Nasenlöcher schließen und mit geschlossenem Mund auf das Tier losgehen, denn so wie der Atem durch die Nasenlöcher ein und ausgeht, so gehen Leben und Tod durch die Begierden des Menschen in die Seele ein. Daher soll der Mensch sich vor schlechten Begierden wie vor dem Tod in Acht nehmen, so dass sie keinen Eingang in die Seele gewinnen oder dort verbleiben, wenn sie schon Eingang gefunden haben.

Wer sich vornimmt, mit dem Schweren fertig zu werden, soll also Acht auf seine Versuchungen geben und sich vorsehen, dass nicht die ungeordneten Begierden seinen Eifer für Gottes Sache vermindern, denn mit allem Eifer, mit göttlicher Liebe und großer Geduld soll man, ob es passend oder unpassend ist, auf den Sünder zugehen, so dass er sich bekehrt, und wo der Gerechte durch Reden und Ermahnen nichts erreicht, da soll er seinen Eifer durch ständige, inständige Bitten ausüben. Das Tier muss mit beiden Händen gepackt werden. Nun hat das Tier ja zwei Ohren. Mit dem einen hört es willig auf das, was für es angenehm ist; das andere hält es sich zu, um nicht zu hören, was für seine Seele nützlich ist.

So ist es für einen Freund Gottes nützlich, auch zwei geistliche Hände zu haben, wie er vorher zwei körperliche hat, aber er soll sie in durchbohrtem Zustand haben. Die eine Hand soll die göttliche Weisheit sein, womit er dem Sünder zeigt, dass alles auf dieser Welt unbeständig uns vergänglich ist, und dass der, der daran sein Vergnügen findet, betrogen und nicht erlöst wird, weil alles nur zum notwendigen Lebensunterhalt und nicht zum Überfluss gegeben ist.

Die andere Hand soll das gute Beispiel und die gute Tat sein, denn ein guter Mensch muss tun, was er lehrt, so dass die, die ihn hören, durch sein Vorbild gestärkt werden. Viele unterweisen andere wohl, aber gehen nicht mit gutem Beispiel voran, und diese gleichen denen, die in ihrer Herzenskälte Steine ohne Mörtel errichten; die Folge ist, dass die Steine sich gleich lösen, wenn der Sturm kommt.
Der Haut eines Tieres, die hart wie Feuerstein ist, soll man Hammer und Feuer zu Leibe rücken. Mit der Haut ist Prahlsucht und Scheinheiligkeit gemeint.

Obwohl die Bösen nicht gut sein wollen, möchten sie so scheinen, was sie gar nicht sind. Und obwohl sie rühmenswert genannt werden möchten, aber nicht lobenswert leben wollen, zeigen sie eine Scheinheiligkeit und täuschen eine Gerechtigkeit vor, die sich keineswegs in ihrem Herzen findet. So überheben sie sich zum Schein aus ihrer vorgetäuschten Heiligkeit und werden hart wie Feuerstein, so dass sie sich nicht durch Zurechtweisungen oder offenbare Gründe erweichen lassen.

Deshalb sollen Gottes Diener gegen solche Leute den Hammer des harten Tadels und das Feuer des göttlichen Gebots benutzen, so dass die Bösen vom Wort der Wahrheit besiegt werden, ihre Härte allmählich verschwinden lassen, in ihren Gebeten warm werden und entzündet werden und sich selber kennen lernen. Das tat Stephanus. Der sprach nämlich keine angenehmen Worte, sondern wahre Worte, keine sanften, sondern schroffe Worte. Außerdem betete er für sie zu Gott, und deshalb stiftete er Nutzen, und viele haben sich seinetwegen gebessert.

Wenn jemand also die Werke seiner Hände mit Gottesfurcht durchbohrt, das Auge der Betrachtung durch Mäßigkeit schütz, sein Herz mit einer Stahlplatte bewehrt, sich die Nasenlöcher zuhält und mir so das Herz des Tieres anbietet, so werde ich Gott damit den herrlichsten Schatz schenken, durch dessen Lieblichkeit das Schauen nicht ermüden soll, dessen Freude das Ohr nicht überdrüssig werden soll, durch dessen Genuss der Geschmack nicht satt werden soll, und dessen Berührung dem Gefühl niemals Schmerz bereitet, sondern die Seele mit Freude und ewigem Überfluss erfüllt.

Der Fisch bezeichnet die Heiden. Dessen Schuppen sind sehr stark, denn die Heiden sind in Sünden und Bosheit verhärtet. Wie die dicht sitzenden Schuppen verhindern, dass der Wind eindringt, so prahlen die Heiden mit ihren Sünden, leben in vergeblicher Hoffnung, verschanzen sich gegen meine Freunde und weisen sie zurück, tragen Irrlehren vor, schüchtern andere ein und bedrohen sie. Wer mir das Blut des Fisches anbieten will, soll also das Netz über ihn werfen, d.h. seine Verkündigung, die nicht aus den spröden Drähten der Philosophen und aus den mit findiger Beredsamkeit ausgerüsteten Rednern bestehen, sondern aus schlichten Worten und demütigen Taten.

Die einfache Verkündigung von Gottes Wort erklingt nämlich mit klarem Erzklang vor Gott und ist mächtig genug, Sünder zu Gott zu führen. Daher begann und vervollkommnet sich meine Kirche nicht durch wortgewandte Meister, sondern durch ungebildete, aber demütige Männer. Der Prediger soll auch darauf achten, dass er nicht weiter als bis zu den Knien ins Wasser hinausgeht, und dass er nur Dort den Fuß hinsetzt, wo der Sand fest ist, denn wenn die Wellen höher als bis zu den Knien gehen, können die Füße ausrutschen.

Was ist das gegenwärtige Leben anderes, als bewegliches und unstetiges Wasser? Das Knie der geistlichen Stärke soll sich dazu nicht weiter beugen, als notwendig ist. Der Mensch soll also den Fuß seiner Sehnsucht in festen Sand setzen, d.h. in der Beständigkeit der Gottesliebe und in der Betrachtung des Zukünftigen. Die, welche die Füße ihres Begehrens und ihre Kraft aus das Zeitliche setzen, die haben nämlich nicht genügend Festigkeit und Stetigkeit, Seelen zu werben, sondern versinken in den Wogen der zeitlichen Sorgen.

Der Gerechte muss auch das Auge schließen, das er dem Fisch zuwendet, denn das menschliche Auge ist teils geistlich, teils körperlich. Das menschliche Auge wird von Schreck ergriffen, wenn die Seele, nachdem sie die Macht und Grausamkeit der Tyrannen gesehen hat, ihre eigene Schwachheit einsieht und sich scheut, zu sprechen.

Dieses Auge der Furchtsamkeit muss von der Seele durch das Betrachten von Gottes Güte geblendet und eingedrückt werden, indem sie bedenkt und fest glaubt, dass jeder Mensch, der seine Hoffnung auf Gott setzt und einen Sünder für Gott zu gewinnen sucht, Gott selber als Beschützer hat. Der Sünder oder der, der sich zu Gott bekehrt hat, muss mit dem Auge des Verständnisses betrachtet werden, indem man genau berücksichtig, wie viel er kann und welche Hemmnisse er hat, mitgezogen zu werden, so dass er, wenn er sich an das ungewohnte (neue Leben) macht, nicht womöglich unter den neuen Mühen niedersinkt oder wegen seiner Bedrängnis bereut, dass er sich eine strengere Lebensführung vorgenommen hat.

Der Gerechte soll, wer er auch ist, untersuchen, wie der zum Glauben bekehrte Heide irdisch gesehen – gestellt ist, so dass er nicht zu betteln braucht, durch Knechtschaft bedrückt wird, oder seiner lobenswerten Freiheiten und Rechte beraubt wird, und dass er gewissenhaft dafür sorgt, dass der Neubekehrte regelmäßig in dem heiligen katholischen Glauben unterwiesen wird und heilige Beispiele der Tugenden zu sehen bekommt.
Es ist mir nämlich wohlgefällig, dass die bekehrten Heiden heilige Sitten zu sehen bekommen und Worte der Liebe hören.

Viele Christen kommen ja mit wilden, zügellosen Sitten zu den Heiden und rühmen sich, dass sie ihre Leiber töten und ihre zeitlichen Güter rauben. Das gefällt mir ebenso, wie damals, als man dem goldenen Kalb in der Wüste opferte. Wer mir dadurch gefallen will, dass er zu den Heiden zieht, soll sich also zuerst von dem „Auge“ der Gewinnsucht und der weltlichen Furcht befreien, aber das Auge des Mitleids und der Einsicht offen haben, um ihre Seelen zu gewinnen, so dass er nichts anderes mehr begehrt, als für Gott zu sterben oder für Gottes Ehre zu leben. Ferner muss der Gerechte einen Schild aus Stahl besitzen, d.h. wahre Geduld und Ausdauer, so dass er sich weder durch Worte noch durch Taten von der Liebe zu Gott abbringen lässt und auch nicht – durch Missgeschicke ermattet – irgendwie über Gottes Gerichte murrt.

Denn wie der Schild seinen Träger schütz und die Schläge auffängt, so schütz die wahre Geduld in den Versuchungen. Sie lindert auch die Sorgen und macht den Menschen geschickt zu allem Guten.
Dieser Schild der Geduld darf nicht aus Dingen angefertigt sein, die von Fäulnis befallen sind, sondern aus dem stärksten Kupfer bestehen. Die wahre Geduld muss nämlich durch die Betrachtung meiner Geduld geschaffen sein und bestärkt werden, denn ich war wie der stärkste Stahl, indem ich lieber den Tod erleiden wollte, als auf die Seelen verzichten, und lieber alle Arten von Schmähungen hören wollte, als von Kreuz herabzusteigen. Wenn ich unschuldig litt, ist es dann ein Wunder, wenn der Mensch leiden muss, der das Gericht verdient hat?

Wer in dieser Weise mit Geduld gewappnet ist, sein Netz über den Fisch wirft und es zehn Stunden über Wasser hält, der wird das Blut des Fisches erhalten. Was bedeuten diese zehn Stunden, wenn nicht zehn Ratschläge, die der bekehrte Mensch befolgen muss. Der erste ist, an meine zehn Gebote zu glauben, die ich dem Volke Israel vorgeschrieben habe. Der zweite ist, die Sakramente meiner Kirche anzunehmen und zu ehren. Der dritte ist, über begangene Sünden zu trauern und den festen Willen zu haben, sie nicht mehr zu begehen.

Der vierte Ratschlag ist, meinen Freunden zu gehorchen, auch wenn sie ihm etwas befehlen, was gegen seinen Willen ist. Der fünfte ist, alle täglichen Gewohnheiten aufzugeben, die gegen Gott und die guten Sitten verstoßen. Der sechste ist, den Wunsch zu haben, so viele wie möglich zu Gott zu führen. Der siebente ist, in seinen Taten wahre Demut zu zeigen und schlechten Beispielen aus dem Wege zu gehen. Der achte ist, Geduld bei Unglücksfällen zu haben und über Gottes Gerichte nicht zu murren.

Der neunte ist, nicht auf solche Leute zu hören oder mit ihnen zu verkehren, die Feinde des heiligen christlichen Glaubens sind. Der zehnte ist, zu Gott zu beten, in seiner Liebe zu bleiben und diese selber zu versuchen. Jeder, der sich vom Bösen abgewandt hat und diese zehn Ratschläge befolgt und sie einhält, der soll der Liebe zur Welt absterben und in Gottes Liebe lebendig werden.
Aber wenn der Fisch, d.h. der Sünder, aus dem Wasser der Lust herausgezogen ist und sich vornimmt, diese zehn Ratschläge einzuhalten, muss er am Rücken aufgeschnitten werden, wo er das meiste Blut hat. Was Bedeutet der Rücken anderes, wenn nicht das vom guten Willen eingegebene gute Handeln? Dieser Wille soll sich dem Wunsche Gottes beugen, denn oft erscheint eine Tat den Menschen gut, obwohl die Absicht und der Wille des Handelnden nicht gut sind. Der Gerechte, der einen Sünder bekehren will, muss also herausfinden, in welcher Absicht dieser zu seiner guten Tat schreitet, und in welcher Absicht er damit fortfahren will.

Und wenn er in einem geistlichen Werk ein weltliches Empfinden hat, z.B. die Anhänglichkeit an Verwandte oder den Wunsch, zeitliche Güter zu erwerben, soll er sich beeilen, dies aus seinem Herzen zu entfernen, denn so wie schlechtes Blut Krankheit hervorruft, den Gang behindert, den Zufluss zum Herzen hindert und den Appetit nimmt, so unterdrückt der böse Wille und die verehrte Absicht, die Liebe zu Gott, ruft Niedergeschlagenheit hervor, verschließt das Eingangstor des Herzens für Gott und macht alles geistliche Gut für den Menschen verabscheuungswert. Das Blut, das ich haben möchte, ist jedoch frisch und schenkt den Gliedern Leben. Dieses Blut ist der gute Wille und die geordnete Liebe zu Gott. Dadurch wird der Zutritt für den Glauben bereitet, wird der Sinn für das Verstehen und die Glieder zum Handeln geschult und Gott um Hilfe angerufen. Dieser Wille wird mit meiner Gnade kundgetan und eingegeben, wird durch Gebete und meine Güte vermehrt und wird durch das gute Handeln und meine Süßigkeit vervollkommnet.

Sieh an, in dieser Weise soll mir das Blut des Fisches angeboten werden. Wer es mir so anbietet, der soll den besten Lohn erhalten, denn in seinem Mund soll der Strom aller Lieblichkeit fließen, der ewige Strahlenglanz wird seine Seele erleuchten, und seine Erlösung soll sich ohne Ende erneuern.“

Erklärung
Im 4. Buch dieser Offenbarungen, Kap. 2, fängt Christus an, seltsame Dinge, über einen Fisch und ein Tier zu sprechen, und in diesem Kapitel erklärt er, was sie bedeuten.
Zusatz
Die folgende Offenbarung erfolgte in Amalfi, wo der Evangelist Matthäus begraben liegt. „Gesegnet seist du, heiliger Apostel Matthäus! Du hast den besten Tausch gemacht. Du hast nämlich das Irdische eingetauscht und hast das Ewige gefunden. Du hast dich selbst verneint und hast Gott gewonnen, du hast die nichtige Klugheit verlassen, du hast die Ruhe des Fleisches verschmäht und hast schwere Arbeit auf dich genommen. Daher bist du jetzt mit Recht in Gottes Augen ehrenreich.“

Der hl. Matthäus antwortete: „Gesegnet sei Gott, der dir diesen Gruß eingegeben hat! Aber wenn es Gott gefällt, werde ich dir zeigen, wie ich vor meiner Bekehrung war, wie ich war, als ich das Evangelium schrieb, und wie ich jetzt bin, da ich meine Belohnung genieße. Ich hatte ein öffentliches Amt, das ich ohne offenen Verdienst nicht ausüben konnte. Doch war es zu der Zeit mein Wille, dass ich niemanden betrügen wollte, und ich sehnte mich danach, den Weg zu finden, auf dem ich mich von dieser Tätigkeit zurückziehen konnte, so dass ich mit meinem ganzen Herzen Gott allein folgen konnte.

Als daher mein Freund Jesus Christus predigte, entzündeten die Worte seines Rufes gleichsam ein Feuer in meinem Herzen, und seine Worte empfand ich so lieblich, dass ich nicht mehr an Reichtümer und Ehrenstellungen dachten als an Streu und Spielt; ich wollte lieber vor Freude darüber weinen, dass mein Gott einen so großen Sünder hat zur Gnade rufen wollen. Als ich nun an meinem Herrn festhielt, begann ich, mir seine Worte immer brennender in meinem Herzen einzuprägen; Tag und Nach dachte ich darüber nach, und sie schmeckten mir wie die herrlichste Kost.

Und nachdem das Leiden vollendet war, schrieb ich das Evangelium nach dem, was ich gesehen und gehört und bezeugt hatte – nicht zu meinem eigenen Ruhm, sondern zur Ehre meines Erlöser und zur Vervollkommnung der Seelen. Als ich es schrieb, spürte ich eine solche Glut der göttlichen Inspiration in mir, dass – wenn ich hätte schweigen wollen, so hätte ich das wegen der starken Glut nicht gekonnt.

Aber das, was ich liebvoll und demütig geschrieben habe, das versuchen viele nun umzustoßen und auf bösewillige Weise zu deuten, indem sie damit prahlen, das Hohe und Himmlische zu kennen, wenn sie auf strittige Angaben stoßen, und so wollen sie lieber über das Evangelium disputieren, als nach seinem Willen leben. Deshalb werden die Kleinen und Demütigen in den Himmel kommen, aber die Klugen und Hochmütigen draußen bleiben.

Wie kann der vermessene und übermütige Mensch glauben, dass der Gott aller Weisheit seine Worte nicht so hätte abwägen können, dass die Menschen an seinen Worten nicht Anstoß nehmen würden? Aber es ist gerecht, dass Verführungen kommen, und dass die, die des Himmlischen überdrüssig sind, im Irdischen verstrickt werden. Was meine Belohnung betrifft, sollst du wissen, dass es wahr ist, was geschrieben steht, dass das Herz sie nicht fassen kann, und die Zunge sie nicht an den Tag bringt.“