135. Kapitel

Christus Spricht): „Ich bin wie ein Bräutigam, der seine Braut mit aller Liebe in sein Haus führte. So habe ich die Priester mit meiner leiblichen Gestalt vereinigt, dass sie in mir und ich in ihnen sein sollte. Aber nun antworten sie mir, wie eine Ehebrecherin ihrem Gatten antwortet: „Deine Worte gefallen mir nicht, deine Reichtümer sind unnütz, deine Lust wie Gift. Ich habe drei, die ich lieber lieben und ihnen folgen will.“

Der sanftmütige Mann antwortete ihr: „Meine Braut, höre auf mich und warte lieber, denn deine Worte müssen auch die meinen sein, mein Wille dein Wille, meine Reichtümer deine Reichtümer, deine Lust meine Lust.“ Aber sie will durchaus nicht hören, sondern geht fort zu den drei anderen.

Als sie so weit fort gegangen war, dass der Bräutigam nicht mehr zu sehen war, sagte der erste der drei, nämlich die Welt: „Hier ist eine Waagschale. Nun kann ich ihr nicht länger folgen. Deshalb will ich alle ihre Reichtümer haben.“ Der andere, nämlich der Leib, sagte: „Ich bin sterblich und werde zum Fraß der Würmer werden, aber sie ist unsterblich, deshalb will ich sie hier lassen.“ Der dritte, nämlich der Teufel, sagte: „Ich bin unsterblich und werde ewig bleiben. Da sie nicht mit ihrem Mann zusammen sein will, soll sie mir auf ewig folgen.“

So gehen diese verdammten Priester mit mir um. Sie müssten meine Glieder sein und vor allem anderen so hervorragen, wie die Finger an der Hand, aber nun sind sie schlimmer als der Teufel. Daher sollen sie sich nicht bessern. Ich rufe sie ja, wie ein Bräutigam ruft. Alles, was ich kann, tue ich für sie, aber je mehr ich rufe, umso weiter gehen sie fort.

Meine Worte gefallen ihnen nicht, meine Reichtümer sind ihnen zu schwer, und meine liebenswürdigen Worte verabscheuen sie wie Gift. Ich laufe ihnen nach und ermahne sie wie ein milder Vater; Ich habe einen Vertrag mit ihnen wie ein guter Bräutigam, aber sie wenden sich immer weiter ab, je mehr ich sie rufe. Sie lieben drei Freunde mehr als mich. Zwei davon sind die Welt und der Körper. Deshalb soll der dritte, nämlich der Teufel, sie nehmen und nie mehr loslassen. Wehe ihnen deshalb, dass sie jemals Priester und meine Glieder geworden sind!

Der Priester, der jetzt gestorben ist, hatte drei Eigenschaften: Erstens Hochmut, denn er kleidete sich wie ein Bischof. Zweitens war er berühmt für seine Weisheit. Drittens richtete er seinen Willen auf das, was er begehrte, und was seinem Körper behagte. Er übte Enthaltsamkeit, als seine leibliche Gesundheit es erforderte, und tat, was ihm gefiel, aber nicht meinen Willen. Aber was nützt ihm das jetzt? Wegen seines Hochmuts ist er für mich wie ein halbverwester Mensch, stinkend voller Wunden und verdorbenem Fleisch. Wegen seines Ruhmes ist er nun für mich vergessen und vergessen von den Menschen. Wegen seines Eigenwillens haben die Würmer seinen Leib und die Teufel seine Seele genommen, um sie in Ewigkeit zu peinigen.

Sieh, die Elenden, was sie lieben und tun! Wo sind nun seine Freunde, seine Güter, seine Ehre und sein Ansehen? Für all das hat er jetzt eine ewige Scham. Sie erwerben eine geringe Sache, nämlich zeitliche Ehre, und verlieren eine große Sache, nämlich ewige Freude. Wehe solchen Menschen, dass sie jemals geboren sind! Sie werden nämlich tiefer hinab in die Hölle fallen, als irgendein anderer.“