14. Kapitel

Der Sohn (Jesus Christus) spricht: „Warum fürchtest du dich und bist bekümmert darüber, dass der Teufel etwas in die Worte des Heiligen Geistes einmischt? Hast du jemals gehört, dass der, der seine Zunge zwischen die Zähne eines wütenden Löwen steckte, sie ganz bewahrt hat? Oder hat ein Mensch jemals aus dem Schwanz einer Kreuzotter süßen Honig gesaugt? Keinesfalls.

Aber was ist der Löwe oder die Schlange anderes, wenn nicht der Teufel? Er ist ein Löwe durch seine Bosheit, eine Schlange durch ihre Schlauheit. Was ist die Zunge, wenn nicht der Trost des Heiligen Geistes? Und was ist es, die Zunge zwischen die Zähne eines Löwen zu legen, wenn nicht, Worte des Heiligen Geistes aufzusagen, der sich zu Gunsten des Menschen und zum Lobpreis in Zungengestalt offenbart hat?

Wer also redet, um Gott zu loben und Menschen zu gefallen, der wird gewiss vom Teufel verwundet und betrogen, denn seine Worte gehen nicht aus dem Mund der Gottesliebe hervor, und die Zunge, nämlich der Trost des Heiligen Geistes, wird ihm weggenommen. Wer sich aber nach nichts anderem sehnt, als nach Gott, für den ist alles Irdische beschwerlich, und sein Leib begehrt nichts anderes, als etwas zu sehen oder zu hören, als was Gott gehört, und seine Seele ergötzt sich an der Eingebung des Heiligen Geistes. Ein solcher Mensch kann nicht betrogen werden, denn der böse Geist weicht dem guten und wagt nicht, sich ihm zu nähern.

Aber was bedeutet es anders, Honig aus dem Schwanz der Kreuzotter zu saugen, als zu hoffen, von den Eingebungen des Teufels den Trost des Heiligen Geistes zu gewinnen, was doch auf keinen Fall geschehen kann, weil der Teufel sich lieber tausendmal töten lassen würde, als der Seele ein einziges tröstendes Wort zu geben, das ihm für das ewige Leben nützen könnte.

Fürchte dich also nicht! Gott, der das Gute in dir angefangen hat, wird es nämlich zu einem guten Ende führen. Du sollst aber wissen, dass der Teufel wie ein Jagdhund ist, der von der Koppel losgelassen ist. Wenn er sieht, dass du nicht die Eingießung des Heiligen Geistes hast, springt er dich mit seinen Versuchungen und Eingebungen an. Aber wenn du ihm etwas Hartes entgegenstellst, das seinen Zähnen Schwierigkeiten macht, oder ihm das Maul stopfst, dann wird er gleich von dir Wegspringen und dir nicht schaden.

Was ist nun das Harte, das man dem Teufel entgegenhalten muss, anders als die göttliche Liebe und der Gehorsam vor Gottes Geboten? Wenn der Teufel sieht, dass dies vollkommen in dir steckt, dann knirscht er gleich mit den Zähnen, d.h. sein Wille und sein Bemühen wird zunichte, weil er sieht, dass du lieber alle Mühsale leiden willst, als gegen Gottes Gebote zu handeln.“