140. Kapitel

Lob sei Gott für all seine Liebe und seinen Dienst! Und Ehre sei der allerheiligsten Maria, seiner teuren, jungfräulichen Mutter, für das Mitleid, das sie für alle empfindet, die ihr Sohn mit seinem kostbaren Blut erlöst hat! Heiliger Vater, es geschah einem Menschen, den Ihr gut kennt, dass sie – als sie im Gebet wach lag – ihr ganzes Herz von göttlicher Liebesglut und von einem Besuch des heiligen Geistes entflammt fühlte.

Sie hörte da eine Stimme, die zu ihr sagte: „Höre du, die geistliche Dinge sieht, und trage das vor, was dir nun befohlen wird, und schreibe dem Papst Gregorius die Worte, die du jetzt hörst! Ich, die mit dir spricht, bin die, der es Gott gefallen hat, sie als seine Mutter auszuwählen; er nahm aus meinem Fleisch und Blut einen menschlichen Leib an. Dieser mein Sohn tat an dem Papst Gregorius ein Grosses Werk der Barmherzigkeit, als er ihm durch mich seinen allerheiligsten Willen sagen ließ, den ich ihm in der vorigen Offenbarungen, die ihm geschickt wurde, deutlich verkündet habe, und das ist eher auf Grund der Gebete und Tränen von Gottesfreunden geschehen, als durch einige seiner Verdienste.

Ich und der Teufel, sein Widersacher, haben einen schweren Kampf um ihn gekämpft. Denn ich habe denselben Papst Gregorius in einem anderen Brief ermahnt, dass er sich mit Demut und göttlicher Liebe schleunigst nach Rom oder Italien begeben soll, und dass er dort seinen Thron errichten soll und dort immer bis zu seinem Tode bleiben soll. Aber der Teufel und einige der eigenen Berater des Papstes haben ihm geraten, zu zögern und in den Gegenden zu bleiben, wo er jetzt ist, und dies auf Grund von irdischer Liebe und auch auf Grund von weltlichem Vergnügen und weltlicher Freude von Verwandten und Freunden.

Und deshalb hat der Teufel jetzt ein besseres Recht und Gelegenheit, ihn zu versuchen, denn er hat dem Rat des Teufels und menschlicher Freunde mehr gehorcht, als dem Willen Gottes und von mir. Aber da der Papst größere Gewissheit über Gottes Willen haben möchte, ist es richtig, dass dieser Wunsch von ihm befriedigt wird. Er soll also völlig überzeugt sein, dass das, was jetzt gesagt werden soll, Gottes Wille ist, nämlich dass er unverzüglich selber nach Italien oder Rom kommt und das ohne Aufschub tut, ja dass er sich beeilt zu kommen, und dass er im bevorstehenden März oder spätestens Anfang April persönlich in der genannt Stadt oder im Land Italien eintrifft, sofern er mich jemals als Mutter haben will.

Aber wenn er dieser Mahnung gehorcht, werde ich auch das einlösen, was ich in der Offenbarung versprochen habe, die ihm zuerst von mir geschickt wurde. Ich lasse denselben Papst auch wissen, dass der Friede in Frankreich nie so fest und sicher werden wird, dass seine Bewohner sich gewissermaßen über eine vollständige Sicherheit und Eintracht freuen können, bevor das Volk des Landes Gott, meinen Sohn, durch ein paar große Werke der Frömmigkeit und Demut besänftigt hat; es hat ihn ja bisher durch seine viele bösen Taten und Kränkungen zu Trauer uns zum Zorn gereizt.

Deshalb soll er wissen, dass die Reise oder Wallfahrt, die diese Knappen, die aus den bösen Schichten der Bösen stammen, zum Heiligen Grabe meines Sohnes unternehmen wollen, meinem Sohn, dem wahren Gott, nicht mehr gefällt, als das Gold, das das Volk Israel uns Feuer warf, und aus dem der Teufel einen Metallstier verfertigte, denn Hochmut und Gier sind bei ihnen zu Hause. Wenn sie den Willen haben, zu dem erwähnten Grab zu gehen, so ist das eher aus Hochmut und aus Geldiger, als aus Liebe zu Gott, und um ihn zu ehren.“ Nach diesen Worten verschwand die Vision.

Dann sagte Gottes Mutter weiter zu mir: „Sage meinem Bischof, dem Eremiten, weiter, dass er diesen Brief verschließt und versiegelt und dann auf ein anderes Blatt eine Kopie für den Abt davon schreibt, der der Nuntius des Papstes ist, und für den Grafen von Nola, so dass sie ihn lesen und wissen, was darin steht. Wenn wie ihn gelesen haben, soll er ihnen de genannten, mit einem Siegel versehenen Brief geben, den sie an Papst Gregorius senden sollen.

Aber die offene Kopie soll er ihnen nicht geben, wenn sie sie gelesen haben, sondern ich will, dass er sie vor ihren Augen in Stücke reißen soll. So wie der Brief, der ein einziger ist, in viele kleine Stücke zerrissen wird, so werden die Länder der Kirche, wenn der Papst nicht zur angegebenen Zeit und im genannten Jahr nach Italien kommt, die jetzt einem einzigen in Gehorsam unterworfen sind und diesem auch gehorchen, in mehrere Teile zerstückelt in die Hände der Feinde fallen.

Und du kannst versichert sein, dass er zur Erhöhung seiner Trübsal nicht nur hören, sondern auch mit seinen Augen sehen wird, dass es wahr ist, was ich sage, und er soll nicht mit der ganzen Macht seiner Hand die genannten Länder in den früheren Zustand von Gehorsam und Frieden zurückführen können. Diese Worte, die ich dir jetzt sage, sollen diesem Abt noch nicht mitgeteilt werden, denn das Saatkorn liegt solange in der Erde versteckt bis es als eine Ähre aufsprießen kann.“