24. Kapitel

Die Mutter spricht: „Wenn ein Ölkrug aufgewärmt wird und das Öl sich ausbreitet und wächst, steigen Dampf – und Schaumbildungen auf, manchmal kleinere, und sinken wieder schnell herunter. Alle die, die um das Ölfass herumstehen, wissen, dass solche Dämpfe rasch abnehmen, und dass es an der Stärke und Erhitzung des Öls liegt, dass so etwas daraus aufsteigt. Sie warten daher geduldig auf das Ende und auf die abschließende Bereitung des Öls. All denen, die um den Krug herumstehen und die Nase zu nah an das siedende Gebräu halten, geschahen zwei Sachen: Entweder niesen sie heftig, oder sie bekommen starke Kopfschmerzen.

So ist es auch im geistlichen Leben. Denn es passiert manchmal, dass das Herz mancher Leute aufschwillt und sich auf Grund von Übermut und Ungeduld seines Sinnes überhebt. Anständige Männer geben darauf Acht und sehen ein, dass so etwas entweder von der Unbeständigkeit des Sinnes oder von einer fleischlichen Regung herrührt. Daher ertragen sie geduldig die Wort und warten auf das Ende, denn sie wissen ja, dass nach dem Sturm wieder Ruhe eintritt, und dass die Geduld größer ist als der, der Städte einnimmt, denn diese Tugend überwindet der Mensch in sich selbst, was am allerschwersten ist.

Aber die, die sehr ungeduldig sind und harte Worte wiedergeben und nicht auf den ehrenvollen Lohn der Geduld achten, oder darauf, wie verächtliche die Gunst der Welt ist – bei denen wird die Sinnesruhe schwach, und sie geraten wegen ihrer Ungeduld in Versuchungen, denn sie halten die Nase zu dicht an den dampfenden Krug, d.h. sie lassen ihr Herz sich zu sehr über Worte bekümmern, die bloß leeres Wetter sind.

Wenn ihr daher manche seht, die ungeduldig sind, solltet ihr mit Gottes Hilfe euren Mund bewachen, so dass ihr wegen ungeduldiger Worte nicht das Gute aufgebt, das ihr begonnen habt, sondern es auf sich beruhen lasst, als ob ihr es nicht gehört habt – bis die, die eine Gelegenheit dazu finden wollen, mit Worten ausdrücken, was sie im Herzen meinen.“