34. Kapitel

Es scheint mir, als hätte ich Menschen stehen sehen und Riemen in Ordnung bringen. Andere standen und befassten sich mit Pferden; andere schmiedeten Zangen, anderen bauten einen Galgen. Als ich dies sah, zeigte sich eine Jungfrau, die aussah, als wäre sie betrübt, und sie fragte, ob ich dies verstünde. Ich antwortete, dass ich es nicht verstehe.

Da sagte sie: „All das, was du hier gesehen hast, ist die geistliche Strafe, die für die Seele dessen bereitet wird, den du kennst. Die Riemen sind dazu da, das Pferd anzubinden, die seine Seele wegschleppen sollen. Die Zangen dienen dazu, seine Nase, seine Augen, Ohren und Lippen zu verstümmeln, und der Galgen, um ihn aufzuhängen.“
Als ich darüber betrübt war, sagte die Jungfrau: „Sei nicht betrübt! Noch ist es nämlich Zeit: Er kann, wenn er will, die Riemen zerreißen, die Pferde umwerfen, die Zangen wie Wachs zerschmelzen und den Galgen abbrechen. Und wenn er eine richtig brennende Liebe zu Gott bekommt, werden ihm diese Plagezeichen zur größten Ehre dienen.

Der Riemen, womit er verächtlich gebunden werden sollte, sollen dann in goldene Gürtel verwandelt werden; anstatt der Pferde, mit denen er durch die Straßen geschleppt werden sollte, sollen ihm Engel zugesandt werden, die ihn vor Gottes Angesicht führen; anstatt der Zangen, mit denen er schmachvoll verstümmelt werden sollte, wird seiner Nase ein lieblicher Wohlgeruch geschenkt werden, seinem Mund ein herrlicher Geschmack, seinen Augen der schönste Anblick, und seinen Ohren die lieblichste Melodie.“

Erklärung
Dieser Mann war Marschall des Königs. Er kam mit einer solchen Demut und Zerknirschung nach Rom, dass er mit entblößtem Haupt eifrig zu den Stationskirchen herumging und Gott und andere bat, für ihn zu beten, dass er nicht in sein Vaterland zurückkehren wollte, wenn es ihm passieren würde, in seine früheren Sünden zurückzufallen.
Gott hörte seine Stimme, denn als er Rom verlassen hatte und nach Montefiascone kam, wurde er dort krank und starb. Von ihm handelt eine andere Offenbarung: „Siehe, Tochter, was Gottes Barmherzigkeit tut, und was der gute Wille tut! Diese Seele war im Maul des Löwen, aber der gute Wille hat ihn den Zähnen des Löwen entrissen, und jetzt ist er schon auf dem Weg zum Himmel und wird an all dem Guten teilhaben, was in Gottes Kirche geschieht.“