5. Kapitel

Der hl. Petrus spricht zu Christi Braut: „Tochter, du glichst mir einem Pfluge, der breite Furchen zieht und die Wurzeln ausreißt. Das war sicher richtig. Denn ich habe so gegen die Laster geeifert und war so für die Tugenden entbrannt, dass ich, wenn ich die ganze Welt hätte zu Gott bekehren können, keinesfalls mein Leben oder meine Kräfte gespart hätte. Gott war mir so lieb, an ihn zu denken, von ihm zu sprechen, für ihn zu arbeiten, dass es mir bitter war, an alles andere zu denken, als an Gott.

Doch war auch Gott für mich bitter, aber nicht seinetwegen, sondern meinetwegen. Denn so oft ich daran dachte, wie sehr ich gesündigt habe und wie ich ihn verleugnet habe, habe ich bitterlich geweint, denn ich hatte nun gelernt, vollkommen zu lieben, und meine Tränen waren mir ebenso angenehm, wie gutes Essen. Aber wenn du mich bittest, dich an etwas zu erinnern, antworte ich dir: Hast du nicht gehört, wie vergesslich ich war? Ich war ja vollkommen über Gottes Weg unterrichtet, und mit einem Eid habe ich mich verpflichtet, Gott treu zu sein und mit ihm zu sterben, aber auf die Frage einer Frau hin verleugnete ich die Wahrheit, und warum? Weil Gott mich mir selber überlassen hat, und ich mich selbst nicht kannte.

Aber was habe ich dann gemacht? Ich dachte über mich selber nach und überlegte, dass ich nichts von mir selbst aus war, und ich stand auf und eilte auf die Wahrheit zu – zu Gott, der mir die Erinnerung an seinen Namen so tief ins Herz drückte, dass ich ihn weder vor den Tyrannen oder unter der Geißelung oder im Tode vergessen konnte. So sollst auch du es machen. Steh in Demut auf und geh zum Meister der Erinnerung und begehre eine Erinnerung von ihm. Er ist nämlich der einzige, der alles kann. Ich will dir aber helfen, dass du Teil hast an dem Korn, das ich auf Erden ausgesät habe.

Weiter sage ich dir, dass diese Stadt Rom eine Stadt der Kämpfer war, und ihre Straßen mit Gold und Silber belegt waren. Nun sind die Saphirsteine in Schmutz verwandelt, die Einwohner der Stadt sind sehr wenige, ihr rechtes Auge ist ausgeschlagen, und ihre rechte Hand ist abgehauen; Kröte und Schlangen wohnen bei ihnen, und wegen ihrer (geringen) Gaben würden die sanftmütigen Tiere nicht wagen, sich zu zeigen, oder meine Fische würden nicht ihren Kopf erheben. Daher sollen noch Fische in dieser Stadt gesammelt werden, und wenn es auch nicht mehr so viele werden wie früher, werden sie doch ebenso lieblich und tapfer sein, so dass bei ihrem Spiel die Kröten und Frösche heruntersteigen, die Schlangen zu Lämmern verwandelt werden, und die Löwen wie Tauben an ihren Fenstern werden.“

Weiter fügt er hinzu: „Ich sage dir weiter, dass man noch in deinen Tagen den Ruf hören wird: „Es lebe Petri Stellvertreter!“, und du ihn mit eigenen Augen sehen wirst, denn ich werde den Berg der Wollust untergraben, und die darauf sitzen wollen, werden gegen die Hoffnung von allen gezwungen kommen, denn Gott will mit Barmherzigkeit und Wahrheit erhöht werden.“