64. Kapitel

Die Mutter (Maria) spricht: „Mein Sohn ist wie ein armer Bauer, der weder Ochsen noch Esel hatte, selbst sein Holz und anderen Geräte aus dem Walde holte, die zur Verrichtung der Arbeit notwendig waren, und der unter anderen Geräten auch Ruten nach Hause brachte, die für zwei Dinge nützlich sind: Einen ungehorsamen Sohn damit zu strafen, und die vom Frost Erstarrten aufzuwärmen.

So ist mein Sohn, der Herr und Schöpfer von allen, am allerärmsten geworden, um alle mit den ewigen, unvergänglichen Reichtümern reich zu machen. Er hat auf seinem Rücken die schwerste Last, nämlich das bittere Kreuz, getragen, und mit seinem Blut hat er die Sünden aller gereinigt und ausgelöscht.
Unter seinen übrigen Werken wählte er auch das Gerät der Tugenden; d.h. tugendhafte Männer, durch die unter Mitwirkung des Heiligen Geistes das Herz vieler Menschen zur Gottesliebe entzündet und der Weg der Wahrheit offenbart wurde. Er wählte auch die Rute aus, und damit sind die Liebenden der Welt gemeint, durch die Gottes Söhne und Freunde zu ihrer Erziehung und Reinigung gezüchtet werden, und damit sie sich besser in Acht nehmen und besser belohnt werden.

Ferner wärmen die Rutenzweige die erstarrten Kinder, und Gott wird durch ihr Feuer auch erwärmt. Aber wie? Ja, wenn weltlich eingestellte Menschen Gottes Freunde und die betrüben, die Gott nur aus Furcht vor Strafe lieben. Und wenn die, die da betrübt werden, sich immer eifriger zu Gott hinwenden und die Nichtigkeit der Welt begreifen, so hat Gott Mitleid mit ihrer Trübsal und beschert ihnen Freude und Liebe.
Aber was soll mit den Rutenzweigen geschehen, nachdem die Kinder gezüchtigt worden sind? Ja, die sollten ins Feuer geworfen werden, um zu verbrennen. Gott verschmäht nämlich auch dann nicht sein Volk, wenn er es den Händen der Bösen überlässt, sondern wie ein Vater seinen Sohn erzieht, so benutzt Gott die Bosheit der Gottlosen für die Krönung und Belohnung seiner Freunde.“