8. Kapitel

Weiter spricht der Engel und sagt: „Die Seele, deren Lage du gesehen und deren Gericht du gehört hast, ist in der schwersten Pein im Fegefeuer. Die Pein besteht darin, dass sie nicht weiß, ob sie nach dem Ende des Fegefeuers die himmlische Ruhe erlangen wird, oder ob sie verdammt ist. Und das ist Gottes Gerechtigkeit, denn sie besaß große Klugheit und Unterscheidungsvermögen, aber sie verwandte sie zu weltlichem Gewinn und zum Nutzen des Leibes, nicht zum Nutzen und zum geistlichen Gewinn der Seele.

Er vergaß nämlich, an Gott zu denken, so lange er lebte, und deshalb leidet seine Seele jetzt die Hitze des Feuers und zittert vor Kälte. Er ist durch das Dunkel blind und schaudert dich vor dem schrecklichen Anblick der Teufel; er ist vom Schreien des Teufels taub, hungert und durstet innerlich und ist äußerlich mit Scham umhüllt.
Doch vergönnte Gott ihm nach dem Tode eine Gnade, nämlich dass er von den Teufeln nicht angefasst werden sollte, denn nur zu Gottes Ehre verzieh er die schweren Verbrechen, die seine schlimmsten Feinde gegen ihn begangen haben; er unterließ es, sich zu rächen und versöhnte sich mit seinem schlimmsten Feinde.

Wisse auch, dass das Gute, das er getan und was er versprochen hat, die Almosen die er aus seinen recht mäßig erworbenen Gütern gegeben hat – und vor allem die Gebete der Gottesfreunde, die mindern seine Pein und schenken ihm Kühlung, so wie es in Gottes Gerechtigkeit bestimmt ist. Andere Almosen, die er aus weniger gut erworbenen Gütern gegeben hat, kommen in geistlicher Weise denen zugute, die sie vorher recht mäßig besessen haben…“