82. Kapitel

Der Sohn (Jesus Christus) spricht: „Als Braut musst du einen angenehmen Mund, saubere Ohren, keusche Augen und ein beständiges Herz haben. So muss auch die Seele beschaffen sein. Ihr Mund ist nämlich der reine Sinn – nichts darf durch ihn gehen außer dem, was mir gefällt. Der Mund, d.h. der Sinn, sollte durch den Wohlgeruch guter Gedanken und die ständige Erinnerung an mein Leiden angenehm sein. Der Sinn sollte auch rot sein wie der Mund, d.h. brennend vor göttlicher Liebe, so dass er das Gute tut, wie er es kann. Denn niemand sehnt sich danach, einen bleichen Mund zu küssen, und so gefällt mir die Seele gar nicht, wenn sie nicht allein aus gutem Willen gute Werke tut.

Der sinn muss auch ebenso wie der Mund zwei Lippen haben, d.h. zwei Neigungen: Mit der einen soll er sich nach dem Himmlischen sehnen, mit der anderen alles Irdische verachten. Der untere Gaumen der Seele soll Furcht vor dem Tode sein, wenn die Seele vom Körper geschieden wird, und der Gedanke daran, wie sie dann beschaffen sein muss. Der obere Gaumen muss die Furcht vor dem gefährlichen Gericht sein.

Zwischen diesen beiden soll sich die Zunge der Seele rühren. Was ist die Zunge der Seele anders, wenn nicht das fleißige Betrachten meiner Barmherzigkeit? Betrachte also meine Barmherzigkeit, wie ich dich erschaffen und erlöst habe, und wie ich noch immer Nachsicht mit dir habe. Bedenke auch, welch strenger Richter ich bin, und dass ich nichts ungestraft lasse; bedenke, wie unsicher die Todesstunde ist.

Das Auge der Seele soll einfältig wie das der Taube sein, die am Wasser den Raubvogel erblickt. Das bedeutet, dass dein Gedanke ständig um meine Liebe und mein Leiden und die Werke und Worte meiner Auserwählten kreisen sollte, durch die du lernen solltest, zu verstehen, wie der Teufel dich betrügen kann, so dass du niemals deiner selbst sicher sein kannst. Deine Ohren sollten sauber sein, so dass du keine leichtfertigen oder albernen Worte hören möchtest. Dein Herz sollte beständig sein, so dass du den Tod nicht fürchtest, nur bewahre dir den Glauben, fürchte dich nicht vor weltlicher Schmach und sei nicht betrübt über einen körperlichen Schaden, den du für mich, deinen Gott, erleidest.“