83. Kapitel

Der Sohn spricht: „Ich liebe dich, wie ein guter Dienstherr seinen Diener, ein Vater seinen Sohn und ein Mann seine Ehefrau. Der Dienstherr sagt nämlich zu seinem Diener: „Ich werde dir Kleider, ausreichend Kost und maßvolle Arbeit geben.“ Zu seinem Sohn sagt der Vater: „Meine Ruhe ist deine Ruhe, und meine Erquickung ist die deine.“

Was sollen diese drei auf eine solche Liebenswürdigkeit antworten? Sicher wird der Diener, wenn er gut ist, zum Dienstherrn sagen: „Da mein Stand der eines Dieners ist, will ich lieber dir, als einem anderen dienen. Der Sohn wird zum Vater sagen: „Weil ich alles Gute von dir habe, will ich mich niemals von dir trennen.“ Die Ehefrau wird zu ihrem Mann sagen: „Weil ich meinen Unterhalt durch deine Arbeit habe, Wärme an deiner Brust und Süße von deinen Worten, will ich lieber sterben, als mich von dir trennen.“

Ich, der Herr, bin dieser Mann. Die Seele ist meine Braut. Sie soll sich in meiner Ruhe erquicken, von der Kost meiner Gottheit ernähren und lieber alle Plagen ertragen, als sich von mir trennen, denn ohne mich hat sie weder Freude noch Ehre. Aber zwei Dinge gehören zu einem guten Haushalt (?hjonelag). Erstens das Hab und Gut, wovon die Ehegatten ihren Unterhalt bestreiten. Zweitens ein Sohn, der das Erbe nach ihnen übernehmen wird. (Es heißt ja von Abraham, dass er darüber trauerte, dass er keinen Sohn hatte). Der Diener soll dazu da sein, um ihnen zu dienen.

Die Seele hat das für den Unterhalt notwendige Gut, wenn sie voller Tugenden ist. Sie hat auch einen Sohn, wenn sie den Verstand besitzt, die Tugenden von Lastern zu unterscheiden, und sie so unterscheidet, wie Gott will. Sie hat auch einen Diener, nämlich ein körperliches Verlangen, das sie aber nicht nach der Begierde des Fleisches leben lässt, sondern wie es dem Körper nützt und so, dass die Seele dadurch vervollkommnet wird.

Daher liebe ich dich, wie der Mann seine Ehefrau, denn meine Ruhe ist deine Ruhe. Deshalb musst du lieber mit Freunden alle Trübsal ertragen, als mich zum Zorn reizen. Ich liebe dich auch, wie ein Vater seinen Sohn, denn ich habe dir Unterscheidungsvermögen und einen freien Willen gegeben. Ich liebe dich auch wie ein Hausvater seinen Diener, dem er alles Notwendige und maßvolle Arbeit angeboten hat. Aber dieser Diener, d.h. der Körper, ist so unvernünftig, dass er lieber dem Teufel dienen will, der ihm niemals Ruhe vom Kummer der Welt gibt, statt mir.“