85. Kapitel

Der Sohn spricht zur Braut: „Ich bin der Schöpfer aller Dinge. Vor mir liegt etwas wie zwei Blätter eines Buches. Auf dem einen steht „Barmherzigkeit“ geschrieben, auf dem anderen „Gerechtigkeit.“ Über den, der seine Sünden bereut und der sich vornimmt, nicht mehr zu sündigen, sagt daher die Barmherzigkeit, dass mein Geist ihn entzünden wird, gute Werke zu tun. Den, der sich von der Eitelkeit dieser Welt trennen will, den wird mein Geist noch brennender im Guten machen. Aber den, der sogar bereit ist, für mich zu sterben, wird mein Geist so entflammen, dass er ganz in mir und ich ganz in ihm sein werde.

Auf dem anderen Blatt steht dagegen „Gerechtigkeit“ geschrieben, und die sagt: „Wer sich nicht bessert, wenn er Zeit hat, sondern sich bewusst von Gott abwendet, den wird der Vater nicht verteidigen; der Sohn wird sich seiner nicht erbarmen, den wird der Heilige Geist nicht entzünden.“ Betrachte daher genau, so lange es Zeit ist, das Blatt der Barmherzigkeit, denn ein jeder, der erlöst werden soll, muss entweder durch das Wasser (der Taufe) oder durch Feuer gereinigt werden, d.h. entweder durch angemessene Buße in dieser Welt, oder durch das Fegefeuer nach dem Tode, bis er gereinigt worden ist.

Wisse auch, dass ich diese Blätter der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit einem Mann gezeigt habe, den du kennst, aber er macht sich nun über das Blatt meiner Barmherzigkeit lustig und meint, es sei rechts, was links ist. Und wie der Falke über die Vögel, so möchte er hoch über alle anderen aufsteigen. Daher muss man fürchten, dass er – wenn er sich nicht sehr in Acht nimmt – lachend stirbt und zusammen mit krakeelenden und trinkenden Menschen aus der Welt weggenommen wird.“
Das traf auch später ein, denn er stand fröhlich vom Tisch auf und wurde nachts von seinen Feinden umgebracht.