98. Kapitel

Der Sohn spricht: „Ich werde meinem Freund vier Pfeile geben. Mit dem ersten sollte der beschossen werden, der auf einem Auge blind ist, mit dem zweiten der, der auf einem Fuße lahm ist, mit dem dritten der, der auf einem Ohre taub ist, mit dem vierten der, der niedergeworfen am Boden liegt. Der ist auf einem Auge blind, der sehen kann und die Gebote Gottes und die Werke meiner Heiligen kennt, aber nicht darauf achtet, sondern die Genüsse der Welt sieht und sie begehrt.

Der muss derartig beschossen werden, dass man ihm sagt: „Du bist wie Luzifer, der Gottes höchste Schönheit sah, der aber sich unrechtmäßig danach sehnte, was er nicht durfte, und deshalb hinab zur Hölle fuhr, wohin du auch niederfahren wirst, wenn du dich nicht besserst, denn du verstehst Gottes Vorschriften, und dass alles in dieser Welt vergänglich ist, aber du beachtest das nicht. Daher ist es am ratsamsten für dich, an dem festzuhalten, was sicher ist, und das Vergängliche zu verlassen, so dass du nicht zur Hölle niederfahren musst.

Der ist auf einem Fuße lahm, der begangene Sünden bereut, aber danach strebt, weltliche Vorteile und Gewinne zu erzielen. Der muss in der Weise beschossen werden, dass man ihm sagt: „Du arbeitest zum Nutzen deines Leibes, der doch bald von Würmern verzehrt wird. Arbeite lieber fleißig für deine Seele, die in Ewigkeit leben wird.“
Der ist auf einem Ohr taub, der sich danach sehnt, meine Worte und die meiner Heiligen zu hören, aber das eine Ohr für das Leichtfertige und Weltliche offen hat. Zu ihm sollte deshalb gesagt werden: „Du bist wie Judas, der mit einem Ohr Gottes Wort hörte und es durch das andere wieder herausgehen ließ, weshalb er keinen Nutzen von dem hatte, was er hörte. Schließe deine Ohren vor eitlen Dingen zu, so dass du dahin kommen kannst, wo du den Gesang der Engel hören kannst.“

Der liegt ganz und gar am Boden, der in weltliche Dinge eingebunden ist und doch daran denkt und gern wissen möchte, wie er sich bessern könnte. Ihm muss gesagt werden: „Diese Zeit ist kurz wie ein Augenblick, aber die Pein der Hölle ist ewig, und die Ehre der Heiligen ewiglich. Daher solltest du, wenn du zum wahren Leben kommen willst, es nicht für beschwerlich halten, etwas Schweres und Bitteres auf dich zu nehmen, denn ebenso milde wie Gott ist, ebenso gerecht ist er auch.“
Wenn jemand in dieser Weise beschossen wird, und wenn der Pfeil blutig aus seinem Herzen heraus kommt, d.h. wenn er wirkliche Reue empfindet und sich vornimmt, sich zu bessern, so wird er das Öl meiner Gnade empfangen, mit dem alle seine Glieder geheilt werden sollen.“