Vierte Offenbarung im Buch der Fragen

Der Sohn (Jesus Christus) spricht: „Ich bin ein gekrönter König in meiner Gottheit, ohne Anfang und ohne Ende. Die Krone, die weder Anfang noch Ende hat, bezeichnet meine Macht, die keinen Anfang hat und auch kein Ende haben wird. Aber ich hatte auch eine andere Krone in meiner Verwahrung, und die Krone war ich, Gott, selbst. Die Krone war für sie (Maria) bereitet, die die größte Liebe zu mir hatte, und du, liebste Mutter, hast sie gewonnen und mit Gerechtigkeit und Liebe an dich genommen. Denn Engel und andere Heilige legen das Zeugnis über dich ab, dass du eine brennendere Liebe als andere zu mir hattest, und dass deine Keuschheit reiner war, als die von anderen, und mir mehr gefiel, als die von allen anderen.

Wahrlich, dein Haupt war wie glänzendes Gold, und deine Locken wie Sonnenstrahlen. Denn deine allerreinste Jungfräulichkeit, die wie das Haupt aller Tugenden in dir ist, und deine Enthaltsamkeit von allen unzulässigen Begierden, gefielen mir und strahlten mit aller Demut in meinem Angesicht, und daher wirst du mit Recht eine gekrönte Königin über alles, was geschaffen ist, genannt, eine Königin wegen deiner Reinheit und gekrönt wegen deiner hohen Würde.

Deine Stirn war von einer unvergleichlichen Weisse, die die ehrbare Scheu deines Gewissens bezeichnet; dort findet sich der Reichtum aller menschlichen Einsicht, und da leuchtet die göttliche Weisheit mit ihrem lieblichen Schein über alles. Deine Augen waren so klar in meines Vaters Angesicht, dass er sich darin spiegelte, denn in deinem geistlichen Blickfeld und im Verstand deiner Seele sah der Vater all deinen Willen, der nichts anderes wollte, als ihn, und nichts begehrte, was ihm nicht gefiel.

Deine Ohren waren völlig rein und offen wie die schönsten Fenster, als Gabriel dir meinen Willen kundtat, und ich, Gott, in dir Fleisch wurde. Deine Wangen waren von der besten Farbe, weiß und rot, denn der Ruf deiner lobenswerten Taten und die Schönheit deiner Sitten, wodurch du täglich entzündet wurdest, gefiel mir. Über die Schönheit deiner Sitten freute sich in der Tat Gott Vater; niemals wandte er seine Augen von dir ab, und von deiner Liebe empfingen alle ebenfalls Liebe. Dein Mund war wie eine Leuchte, die innen brennt und ihren Schein nach außen verbreitet, denn die Worte und Gefühle deiner Seele brannten inwendig durch göttlichen Verstand und strahlten nach außen durch die lobenswerte Art deiner Gebärden und die wunderbare Harmonie deiner Tugenden.

Ja, liebste Mutter, die Worte deines Mundes haben sozusagen meine Göttlichkeit zu dir gezogen, und die Glut deiner göttlichen Liebe ließ mich niemals von dir trennen, denn deine Worte sind lieblicher als Honig. Dein Hals ist edel erhoben und schön aufgerichtet, denn die Gerechtigkeit deiner Seele ist ganz und gar zu mir erhoben und bewegt sich nach meinem Willen; du warst ja nie durch bösen Hochmut zu etwas (Schlechtem) geneigt. So wie der Hals sich mit dem Haupte beugt, so neigte sich all deine Absicht und dein Tun nach meinem Willen.

Deine Brust war voll Süße aller Tugenden, so dass es nichts Gutes in mir gibt, was nicht in dir vorhanden ist, denn du hast durch die Lieblichkeit deiner Sitten alles Gute in dich hineingezogen, als es meiner Göttlichkeit gefiel, in dich einzutreten, und meiner Menschlichkeit, in dir zu wohnen und die Milch deiner Brüste zu trinken. Deine Arme waren sehr schön durch wahren Gehorsam und Geduld bei der Arbeit. Deine leiblichen Hände berührten ja meine Menschengestalt, und ich weilte mit meiner Göttlichkeit in deinen Armen.

Dein Mutterleib war so rein wie Elfenbein und strahlte wie ein Schmuckkasten, denn deine Standhaftigkeit und dein Glaube erlahmten nie und konnten in Unglücksfällen nicht zerstört werden. Die Wände dieses Mutterleibs, d.h. deines Glaubens, waren so klar wie schimmerndes Gold; hiermit wird die Stärke deiner Tugenden, deine Klugheit, deine Gerechtigkeit, deine Mäßigkeit und deine vollendete Beharrlichkeit bezeichnet, dann all diese Tugenden von dir waren in göttlicher Liebe vollkommen geworden.

Deine Füße waren rein und gut gewaschen; ja gleichsam voll von wohlriechenden Kräutern, denn die Hoffnung und das Verlangen deiner Seele waren auf mich, deinen Gott gerichtet und dufteten zum Vorbild und zur Nachfolge für andere. Dein Mutterleib war mir geistig und körperlich so begehrenswert, und deine Seele war mir so wohlgefällig, dass ich nicht davor zurückschrecke, zu dir aus Himmelshöhe herabzusteigen und bei dir zu wohnen; ich fand das größte Gefallen daran. Daher, liebste Mutter, soll die Krone, die bei mir verwahrt wurde (die Krone bin ich, Gott, der Menschengestalt annahm), niemandem anders als dir aufgesetzt werden, denn du bist wahrhaftig Mutter, Jungfrau und Kaiserin aller Königinnen.“