Fünfter Fragenkreis

Erste Frage: Wieder zeigte sich der Mönch wie vorher und sagte: ”O Richter, warum hast du die Würmer geschaffen, die nur schaden und nicht nützen können?“

Zweite Frage: „Warum hast du wilde Raubtiere geschaffen, die den Menschen auch schaden?“

Dritte Frage: „Warum schickst du weiter Krankheiten und Plagen in die Leiber?“

Vierte Frage: „Warum lässt du weiter Bosheit bei ungerechten Richtern zu, die die Untergebenen plagen und quälen, wie gekaufte Sklaven?“

Fünfte Frage: „Warum wird der Leib des Menschen bis zum Augenblick des Todes geplagt?“

Antwort auf die 1. Frage.
Der Richter antwortete: „Mein Freund, ich Gott habe den Himmel und die Erde und alles, was darin ist, geschaffen, aber nichts ohne Ursache und ohne Gleichheit mit dem Geistlichen. Denn wie die Seelen der Heiligen den heiligen Engeln gleichen, die im (ewigen) Leben und Glückseligkeit sind, so gleichen die Seelen der Ungerechten den Teufeln, die im ewigen Tode sind.

Nachdem du also gefragt hast, warum ich die Würmer geschaffen habe, so antworte ich dir, dass ich sie schuf, um die mannigfache Macht meiner Weisheit und Güte zu zeigen. Denn wenn sie auch schaden können, so schaden sie doch nicht ohne meine Zulassung und nur der Sünde wegen, damit der Mensch, der es verschmähte, sich mir - seinem höchsten Herrn – zu unterwerfen, darüber seufzen soll, dass ihm sogar das niedrigste Wesen schaden kann, und damit der Mensch wissen soll, dass er nichts ist ohne mich, dem auch die unvernünftigen Dinge dienen, und dessen Geboten alles gehorcht.“

Antwort auf die 2. Frage.
„Warum habe ich weiter wilde Raubtiere geschaffen? Ich antworte: Alles, was ich schuf, war nicht nur gut, sondern sogar sehr gut, und es wurde entweder zum Nutzen und zur Prüfung des Menschen oder zum Nutzen der übrigen geschaffenen Lebewesen geschaffen, und damit der Mensch mir, seinem Gott, umso demütiger dient, ja glücklicher als alles andere er ist.

Doch schaden oft die wilden Tiere im Zeitlichen, und das aus zwei Ursachen. Erstens zur Strafe und Unterweisung böser Menschen, damit sie durch die Heimsuchungen einsehen, dass sie Menschen sind, und dass sie mir – ihrem Herrn – gehorchen sollen. Zweitens schaden sie auch guten Menschen zur Vervollkommnung ihrer Tugenden und zu ihrer Läuterung. Und weil der Mensch gesündigt und sich gegen mich – seinem Gott erhoben hat, daher haben sich auch alle Dinge, die dem Menschen untertan sein sollten, gegen ihn erhoben.“

Antwort auf die 3. Frage.
„Warum wird der Körper von Krankheit befallen? Ich antworte, dass dies geschieht, damit der Mensch sich besser in Acht nehmen soll, und auch wegen der Sünde von Unmäßigkeit und Überfluß, so dass der Mensch geistige Mäßigung und Geduld lernt, und sein Fleisch zu zügeln lernt.“

Antwort auf die 4. Frage.
„Warum werden ungerechte Richter weiter geduldet? Das geschieht zur Läuterung anderer und auf Grund meiner Geduld, so dass die Seelen – wie das Gold im Feuer gereinigt wird – durch die Bosheit der Ungerechten gereinigt und unterwiesen werden und von dem abgebracht werden, was sie nicht tun sollen. Ich ertrage die ungerechten Menschen auch dafür, dass die Spreu des Teufels von dem Weizen der Guten geschieden wird, und dafür, dass ihre Gewinnsucht durch meine heimliche göttliche Gerechtigkeit beendet wird.“

Antwort auf die 5. Frage.
„Warum leidet der Körper Plagen bis zum Tode? Ja, es ist gerecht, dass der Mensch mit den Dingen geplagt wird, womit er sündigt, und nachdem er durch ungeordnete Begierden sündigt, ist es angebracht, dass er von Bitterkeit und geordneten Plagen betroffen wird. Daher beginnt für manche der Tod schon hier – der Tod, der ohne Ende in Ewigkeit dauern wird; für andere endet der Tod im Fegefeuer und beginnt die ewige Freude.“