108. Kapitel

Die Braut betete am Grab des hl. Stephanus in Rom außerhalb der Mauern und sagte: „Gesegnet seist du, heiliger Stephanus! Du hast dasselbe Verdienst wie der hl. Laurentius erworben, denn so, wie er den Heiden predigte, so hast du den Juden gepredigt, und wie Laurentius fröhlich das Feuer ertragen hat, so hast du die Steinigung ertragen. Deshalb wirst du mit Recht als der erste unter den Märtyrern gerühmt.“

Da offenbarte sich ihr der hl. Stephanus und sagte: „Ich habe Gott von meiner Jungend an lieb gewonnen, denn ich hatte Eltern, die sich um die Erlösung meiner Seele kümmerten. Aber als mein Herr Jesus Christus Menschengestalt annahm und zu predigen begann, da hörte ich ihm von ganzem Herzen zu. Gleich nach seiner Himmelfahrt vereinigte ich mich mit den Aposteln und diente treu und demütig in dem Amt, das mir anvertraut wurde.

Als die Juden meinen Gott Jesus schmähten, war ich froh, Gelegenheit bekommen zu haben, mit ihnen zu reden, und ich machte ihnen beharrlich Vorwürfe wegen ihrer Härte, indem ich bereit war, für die Wahrheit zu sterben und so meinem Herrn ähnlich zu werden. Aber drei Dinge trugen zu meiner Ehre und Krone bei, an denen ich mich jetzt freue. Das erste war mein guter Wille, das zweite war das Gebet meiner Herren, der Apostel. Das dritte war das Leiden und die Liebe meines Gottes.

Deshalb habe ich jetzt ein dreifaches Gut. Das erste ist, dass ich unaufhörlich Gottes Angesicht und seine Ehre sehe. Das zweite ist, dass ich alles kann, was ich will, und nichts will, was der Herr nicht will. Das dritte ist, dass meine Freude ohne Ende sein wird. Und weil du dich über meine Ehre freust, so wird mein Gebet dir helfen, größere Kenntnis über Gott zu gewinnen, und Gottes Geist wird bei dir bleiben, und du wirst bis nach Jerusalem kommen, an den Platz, wo ich gelitten habe.“