119. Kapitel

Christus spricht „Der allgemeine, lobenswerte Stand ist mir wohlgefällig. Denn Mose, der Führer meines Volkes, gefiel mir, obwohl er verheiratet war. Ebenso wurde Petrus, während seine Frau lebte, zum Apostelamt berufen, und damit gefiel er mir, denn man soll vom Leichteren zum Vollkommeneren aufsteigen, und das Volk sollte durch Zeichen und Wundertaten gelehrt werden, das Geistliche zu verstehen. So fand auch Judith auf Grund ihres Witwenstandes und auf Grund der Tugenden des Witwenstandes Gnade in meinen Augen und bewirkte durch ihre Enthaltsamkeit die Befreiung ihres Volkes.

Aber Johannes, dessen Obhut ich meine Mutter anvertraute, missfiel mir nicht, weil er jungfräulich war – nein, er gefiel mir am allermeisten, denn das vollkommenste Leben im Fleisch ist, nicht fleischlich zu leben, sondern im Einklang mit dem Leben der Engel. Deshalb verdiente er, der Schützer der Keuschheit zu werden, und ich zeigte ihm besondere Zeichen der Liebe.
So rede ich auch jetzt. Der Witwenstand dieser Frau gefällt mir besser als ihre Ehe, denn eine demütige Witwe gefällt mir mehr, als eine hochmütige Jungfrau. Und Magdalena gewann ein größeres Verdienst in ihrer Demut und ihren Tränen, als wenn sie in ihrem eigenen Willen geblieben wäre.“