120. Kapitel

Christus, Gottes Sohn, spricht: „Wie der Baum viele Zweige hat, und die Zweige, die höher sind, mehr Sonnenglut und Wind bekommen, so ist es mit den Tugenden. Die Liebe ist gewiss wie ein Baum, von dem alle Tugenden ausgehen. Unter ihnen ist Gehorsam die vornehmste. Deshalb zögerte ich, Gott selbst, auch nicht, das Kreuz und den Tod zu erleiden. Ja, der Gehorsam ist mir so wohlgefällig wie die lieblichste Frucht und der friedlichste Friede, und ebenso ist der Mensch mein bester Freund, der sich anderen aus Demut unterwirft und seinen ganzen Willen in andere Hände legt.

Deshalb gefällt es mir, dass diese Frau gehorcht und ihren eigenen Willen aufgibt, und sie wird sich damit eine größere Krone und göttliche Liebe erwerben. Denn auch Abraham wurde mir durch seinen guten Willen noch lieber, und Ruth wurde bei Gottes Volk berühmter, weil sie nicht ihrem eigenen Willen folgte.“

Weiter sagt Christus: „Sie wird nicht sterben, wie der Arzt sagt, sondern noch eine angenehme Zeit leben, denn ich will sie unter dem Schutz meiner rechten Hand versorgen. Und ich werde ihr Weisheit schenken, so dass sie mir liebliche Blüten bringt und zu meiner Ehre leben darf.“