27. Kapitel

Christus spricht): „Warum gelüstet es dich, von Taten weltlicher Menschen und von Streitigkeiten der Vornehmen zu hören, und warum beschäftigst du dich damit, so nichtige Dinge zu hören, wenn nur ich, der Herr von allen bin, und keine Lust es wert sind, geliebt zu werden außer mir? Wenn du von Taten hoher Herren hören und große Werke betrachten willst, so solltest du doch sicher erst meine Taten betrachte und davon hören, die für den Verstand unfasslich sind, erschreckend für das Denken und wunderbar zu hören sind.

Wenn auch der Teufel die Herren der Welt nach seinem Willen anrührt, und wenn sie auch nach meiner geheimnisvollen Gerechtigkeit Erfolg haben, so bin ich doch ihr Herr, und sie werden nach meinem Urteil gerichtet werden. Sie haben ein neues Gesetz gegen mich begonnen, denn ihr ganzes Bestreben geht darauf aus, wie sie von der Welt geehrt werden können, wie sie Reichtümer erwerben können, wie sie ihren Willen durchsetzen und ihre Verwandtschaft zu Ansehen bringen können.

Daher schwöre ich bei meiner Gottheit und Menschengestalt, dass sie – wenn sie in einem solchen Zustand sterben – niemals in das Land kommen werden, das den Kindern Israels versprochen wurde, und in dem Milch und Honig floss – nein, ebenso wie die, die sich nach den Fleischtöpfen (Ägyptens) zurücksehnten und eines plötzlichen Todes starben. Denn so wie diese einen leiblichen Tod starben, so werden sie einen Tod der Seele sterben.

Aber die, die meinen Willen tun, werden in das Land eingehen, in dem Milch und Honig fließt, nämlich zur himmlischen Ehre, unter der es keine Erde gibt, und über der es keinen Himmel gibt. Ich, der Schöpfer und Herr von allen, bin unten und oben, außen und innen, denn ich erfülle alles, und ich werde meine Freunde mit Süßigkeit sättigen – nicht mit der Süße des Honigs, sondern mit unaussprechlicher und wunderbarer Lieblichkeit werde ich sie erfüllen, so dass sie nichts anderes mehr als mich begehren, und nichts anderes mehr brauchen als mich, in dem alles Gute verhanden ist.

Dieses Gute werden meine Feinde niemals erfahren dürfen, wenn sie sich nicht von ihrer Bosheit abkehren. Wenn sie bedenken würden, was ich für sie getan habe, wenn sie betrachten würden, was ich ihnen gegeben habe, würden sie mich niemals so zum Zorn reizen. Ich habe ihnen nämlich alle notwendigen und Erstrebenswerden Dinge gegeben, damit sie sie mit Maßen benutzen sollten; ich habe ihnen erlaubt, Ehre, Freunde und Vergnügungen in maßvoller Weise zu besitzen.

Wer Ehre genießt und denkt: „Weil ich Ehre genieße, will ich mich nach meiner Stellung ehrbar verhalten. Ich will meinem Gott Verehrung erweisen, niemand bedrücken, die Geringen beschützen und alle lieben“ – ein solcher Mensch gefällt mir in seiner Ehre. Wer Reichtümer besitzt und denkt: „Weil Ich Reichtümer habe, werde ich niemandes Eigentum unberechtigt nehmen, niemandem Unrecht tun, mich vor Todsünde in Acht nehmen und den Armen beistehen“ – ein solcher Mensch ist mir in seinem Reichtum wohlgefällig.

Wer irdische Lust hat und denkt: „Mein Fleisch ist schwach, und ich habe keine Hoffnung, enthaltsam leben zu können; daher will ich, wo ich nun eine gesetzliche Ehefrau habe, nicht mehrere begehren, sondern mich vor aller Unsittlichkeit und allen unordentlichen Trieben hüten“ – ein solcher Mensch kann mir gefallen. Aber die meisten stellen ihr Gesetz nun über das meine, denn in ihrer Ehre wollen sie keinen über sich haben; von ihren Reichtümern können sie nie satt werden, und in ihrer Lust wollen sie jedes Maß und jede lobenswerte Verordnung überschreiten.

Deshalb werden die, wenn sie sich nicht bessern und einen anderen Weg einschlagen, nicht in mein Land eingehen, wo es geistliche Milch und Honig gibt, nämlich Lieblichkeit und Sättigung. Die, welche das erhalten, werden nie mehr etwas anderes begehren und nichts anderes mehr brauchen als das, was sie haben.“