44. Kapitel

Ich bin wie ein guter Glasermeister, der viele Gefäße aus Asche macht. Wenn dabei auch viele entzwei gehen, hört er doch nicht auf, neue anzufertigen, bis die Anzahl der Gefäße vollständig ist. So verfahre ich, denn aus einem unedlen Stoff mache ich ein edles Geschöpf, nämlich den Menschen, und wenn auch viele durch ihre bösen Taten von mir abfallen, höre ich doch nicht auf, andere herzustellen, bevor die Engelchöre und die leeren Plätze im Himmel gefüllt sind.

Ich bin auch wie eine gute Biene, die ihren Bienenkorb verlässt und zu einem schönen Kraut fliegt, das sie schon auf weite Entfernung erblickt hat, und in dem sie die schönste Blütenkrone mit dem lieblichsten Duft und die lieblichste Süßigkeit zu finden sucht. Wenn die Biene an das Kraut herankommt, findet sie aber eine vertrocknete Blüte, einen verschlechterten Duft und eine ganz geschwundene Süßigkeit.
Da sucht sie ein anderes und findet ein etwas raues Gewächs, dessen Blüte unbedeutend ist, dessen Duft nur schwach ist, und dessen Süße angenehm, aber gering ist. Auf diesem Kraut lässt sich die Biene nieder, holt sich dessen Süßigkeit und bringt sie in ihren Bienenkorb, bis dieser gefüllt ist, wie es die Biene will.

Diese Biene bin ich, der Schöpfer und Herr aller Dinge. Ich habe den Bienenkorb verlassen, als ich menschliche Gestalt annahm und mich sichtbar darin zeigte. Ich habe ein schönes Gewächs gesucht, indem ich mich zu dem Volk der Christen begab, das schön durch seinen Glauben, lieblich durch seine Liebe und fruchtbringend durch seinen guten Willen war. Nun sind sie aber von ihrem früheren guten Zustand abgewichen; sie sehen dem Namen nach schön aus, sind aber in ihrem Wandel missgestaltet, fruchtbar in dem, was von der Welt und vom Fleische stammt, aber unfruchtbar in dem, was Gott und die Seele betrifft. Sie sind freundlich zu sich selbst, aber für mich höchst bitter, deshalb werden sie verglimmen und zunichte werden.

Aber wie eine Biene wähle ich etwas anderes, was etwas bitter für mich ist, nämlich die Heiden. Die sind sehr verdreht in ihren Sitten, aber einige von ihnen haben eine unbedeutende Blüte und nur einen geringen Wohlgeruch, d.h. einen guten Willen, so dass sie sich gern bekehren und mir dienen würden, wenn sie nur wüssten, wie und ob sie Helfer bekommen könnten. Und aus diesem Kraut werde ich Süßigkeit holen, bis der Bienenkorb gefüllt ist, und ich werde ihm so nahe kommen, dass die Lieblichkeit des Krautes nicht vergehen und die Arbeit der Biene nicht fruchtlos wird, und das, was rau und hässlich ist, wunderbar bis zur höchsten Schönheit wächst. Das, was schön aussieht, wird dagegen abnehmen, ja in Hässlichkeit verwandelt werden.